Verbrannte Finger

Gollwitz ist überall. Geographisch allerdings liegt das Dorf, dessen Vertreter einstimmig gegen die Unterbringung jüdischen Flüchtlinge protestiert hatten, in Brandenburg und nicht gleichzeitig in Sachsen, wie aus der letzten Ausgabe der Jungle World hervorging. Zuständig für die Betreuung des Antisemitismus der Gollwitzer ist daher Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD). Er erhörte sie und verfügte, daß vorerst keine jüdischen Flüchtlinge in Gollwitz untergebracht werden. Bei den Unterbringungsplänen habe es sich "um offenkundige Planungsfehler der Verwaltungen" gehandelt. Vor dem Vorwurf der Judenfeindlichkeit nahm Brandenburgs Ausländerbeauftragte Almuth Berger die Gollwitzer in Schutz: Diese seien nicht prinzipiell gegen die Aufnahme von Flüchtlingen, aber es mangle noch an Aufklärung. Die Gemeindevertretung sorge sich vor allem um das denkmalgeschützte Herrenhaus, interpretierte sie Behauptungen, die Einwanderer hunzten das Schloß nur hin. Kritisiert wurde die Ablehnung der Einwanderer vom Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland (Exil-PEN). Es forderte Stolpe auf, ein mutiges und eindeutiges Bekenntnis zur humanistischen Orientierung Deutschlands zu geben. Und Stolpe bekannte: Judenfeindlich sei die Gemeinde nicht, dafür lege er seine Hand ins Feuer.