Bayern-Gotchi

Während normale Fußball-Vereine froh darüber wären, wenn jemand Bücher über sie schreiben würde, ist das beim FC Bayern München ganz anders. Weil ein jetzt beim Göttinger Verlag Die Werkstatt veröffentlichtes Buch über den Verein den Titel "FC Bayern - vom Klub zum Konzern" tragen sollte, sahen sich die Münchner in ihren Vermarktungsrechten verletzt, denn der Begriff FC Bayern sei ebenso geschützt wie Bayern München. Deshalb verlangte der Club vom Verlag eine Unterlasssungserklärung und drohte Schadenersatz forderungen in Höhe von 150 000 Mark an. Auch der von Werkstatt angebotene Kompromißtitel "Die Bayern" wurde vom FCB formell nicht akzeptiert, dennoch ist das Buch inzwischen unter diesem Titel erschienen, denn, so der Verlag: "Es kann nicht angehen, daß das Markenrecht dazu benutzt wird, die Publikationsfreiheit derart einzuschränken. Es ist ein intellektuelles Armutszeugnis, wenn ein Verein zwischen seriöser Literatur und vereinsfarbener Bettwäsche nicht unterscheiden kann." Schon vor Wochen hatte der Verein den Berliner Sportverlag verklagt, der ebenfalls ein Buch über die Bayern herausgegeben hat. Der Sportverlag gehört zum Springer-Konzern, der indirekt über die Sportrechte-Agentur ISPR im Aufsichtsrat des FC Bayern sitzt. Die beiden aktuellen Fälle werden vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels gespannt beobachtet, denn Verleger haben in letzter Zeit häufiger mit dem Markenrecht zu tun gehabt. So geht der japanische Tamagotchi-Hersteller Bandai gegen Bücher vor, die den Namen des Kükens im Titel tragen, denn man will die publizistische Verwertung allein auf offizielle Lizenznehmer übertragen. Damit kann der Hersteller jede Veröffentlichung inhaltlich kontrollieren und kritische Publikationen verhindern. Der Börsenverein beabsichtigt daher, im Fall der Tamagotchis einen Musterprozeß zu führen.