Der Kolporteur

Wenn die Technikfeinde lossalbadern, wenn die wenigen Naturlinken, die es noch gibt, mal wieder mit Feuer im Herzen und Müsli im Kopf über die Destruktivkräfte und die bevorstehende Ökokatastrophe lamentieren, dann werde ich meistens albern, dann erzähle ich lauthals von meinem Porsche, den ich nicht habe, ich prahle damit, daß ich schon zigmal auf den Malediven war, obwohl ich nur einmal die Ehre hatte, Freundin Felicitas nach Male zu begleiten, ich berichte von meiner nie auslaufenden Aktion, tote Katzen, sofern ich sie auf dem Bürgersteig finde, in den Biomüll zu werfen, ich schwärme in der Regel vom Hightech aus Japan und erkläre feierlich, daß erst Frieden in der Welt herrsche, wenn der letzte Baum gefällt und jede Tomate gentechnisch manipuliert sei.

Wohlwissend, daß sowohl die Umweltmasche als auch die Kritik der grünen Bewegung, die ernste und die nicht so ernstgemeinte, keinen mehr interessiert. Ich oute mich hier und heute auch nur deshalb als Ökosau sowie Technikfreund, weil ich ausnahmsweise davon berichten möchte, wie dämlich der Elektrokram auch sein kann, so dämlich nämlich, daß ich mir überlege, eine Feder und ein Tintenfaß zu kaufen, um fortan mein Textwerk handschriftlich bei den Redaktionen abzuliefern.

Mein Groll auf das Gerät, das da harmlos Personal Computer oder noch harmloser PC heißt, beruht auf keinem Vorurteil, was durchaus legitim wäre, nein, ich unterdrückte, nachdem die Festplatte den Geist aufgegeben hatte, wochenlang meinen Unmut mit allen Mitten der Autosuggestion, ich redete mir ein, ich sei unfähig, könne als Schreiber mit zwei rechten Händen weder mit der Soft- noch mit der Hardware umgehen - das kennt man ja, einer ist zu blöd, macht jedoch Gott und den Nachbarn für die eigene Blödheit verantwortlich - doch als der erste, zweite und dritte Kreuzberger Computerfachmann mir meinen Laptop plus Drucker, die seit dem Zusammenbruch nicht mehr miteinander kommunizieren wollen, mit dem freundlichen Kommentar zurückgab, er könne mir leider nicht helfen, wurde ich unsicher, das heißt eigentlich sicher, und zwar hinsichtlich der Überzeugung, daß die Menschen, mögen sie noch so klug sein und lange Informatik studiert haben, keine Ahnung von den kleinen Robotern haben, und daß die künstlichen Hirne inzwischen in der Lage sind, den armen Anwendern die Lust am Computer und am Leben überhaupt zu vergällen. Vielleicht als Rache für all die absichtlichen Konstruktionsfehler. Weil ich mir solch frühpubertäres Verhalten (mein Kasten ist zwölf Monate alt; ein Computermonat entspricht einem Menschenjahr) nicht gefallen lasse, verordnete ich dem Ding in einem Anfall von Jähzorn die Höchststrafe: Folter durch einen Vobis-Händler.

Gemein war das schon, denn eigentlich hat mein Computer mit diesem Saftladen nichts zu tun, lediglich meinen Drucker habe ich dort erstanden (war billig). Die Deppen von Vobis haben den Laptop mißhandelt. Dauernd wurden falsche Druckertreiber installiert, zuletzt sogar einer mit fiesen Viren. Daraufhin sagte der Laptop nur noch "I'm ill", wenn ich ihn anstellte. In der Not bin ich zur Apfel-Konkurrenz gegangen. Die haben meinen Laptop nicht nur gestreichelt, sondern auch wieder in Gang gebracht. Den Vobis-Drucker, dieses garantielose Scheißteil, habe ich auf den Komposthaufen geworfen. Dort soll er von Kolibakterien und anderen Ungeheuern zernagt werden.