Patrioten unter sich

Rolf-Josef Eibicht schreibt für Nazi-Postillen ebenso wie für die Bundeszentrale für politische Bildung

Daß in Deutschland manchen der Patriotismus noch immer als rechtsextreme Erscheinung gilt, nervt die sich intellektuell gebärdenden Rechten schon lange. Einer, der seit Jahren gegen den "neurotischen Zeitgeist des permanenten Nationalmasochismus", gegen das "nationale Elend" der Deutschen und gegen die "nationalmasochistischen Angriffe der historischen und politischen Analphabeten, der feigen Narren" kämpft, versucht sich auch in diesem Jahr erneut zu profilieren: Rolf-Josef Eibicht. Zu Beginn des Jahres erschien zunächst sein Sammelband "Unterdrückung und Verfolgung deutscher Patrioten. Gesinnungsdiktatur in Deutschland?", in dem das "Syndrom der Patriotenverfolgung" (Thomas S. Fischer in der Jungen Freiheit 23/97) offenbart werden sollte, das sich unter anderem in medialem Gesinnungsterror und Repressalien gegen Geschichtsrevisionisten zeige. Als Autoren für dieses Machwerk gewann Eibicht neben dem NPD-Bundesvorsitzenden Udo Voigt, Nazi-Anwalt Jürgen Rieger, Europa Vorn-Herausgeber Manfred Rouhs und Nazi-Terrorist Manfred Roeder auch den CDU-Bundestagsabgeordneten Heinrich Lummer aus Berlin.

Am 10. September kündigte Eibicht dann das Erscheinen eines weiteren Pamphlets an. Der Titel: "Jörg Haider - Patriot im Zwielicht ?" Die Auslieferung des über 400 Seiten starken Bandes hatte sich zunächst verzögert, weil der Rechtsanwalt Haiders, Dr. Dieter Böhmdorfer, bei Eibicht wegen der Verwendung eines nicht autorisierten Fotos interveniert hatte. Etwas pikiert wirkte Eibicht ob der Androhung juristischer Schritte, hatte doch Haider, der bereits für ein älteres Werk Eibichts ein Geleitwort beigesteuert hatte, laut Eibicht sein Buch mit dem Satz kommentiert: "Etwas Besseres kann uns gar nicht passieren." Zu den Autoren und Interviewpartnern zählen auch in diesem Buch u.a. Udo Voigt (NPD), Gerhard Frey (DVU), Jean-Marie Le Pen (Front National), Franz Schönhuber (ex-Bundesvorsitzender der Reps), Richard W. Eichler und Alfred Ardelt (beide Funktionäre des Witikobunds).

Der 1951 in Düsseldorf geborene Eibicht begann nach Beendigung seines Studiums der Politikwissenschaften eine Karriere als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim "Sudetendeutsche Rat" der aggressiv-revanchistischen "Sudetendeutschen Landsmannschaft" (SL) in München. Bis 1990 war er als Geschäftsführer der "Arbeitsgemeinschaft deutscher Volksgruppen in Europa" (AdV) aktiv. Die AdV ist nach eigenen Angaben "eine Solidargemeinschaft aller deutschen Volksgruppen in West-, Mittel- und Osteuropa zur Aufrechterhaltung der gemeinsamen kulturellen und ethnisch-sprachlichen Identität". Aus der CDU/CSU trat Eibicht wegen deren "Verzicht auf Ostdeutschland (...) und Sudetendeutschland" sowie des "unerträglichen Westextremismus" aus. Daß für seinesgleichen sowohl CDU als auch CSU noch nicht weit genug rechts stehen, zeigt sich an den Vereinigungen, in denen Eibicht Mitglied ist: Neben der Deutschen Gesellschaft für Heereskunde und der Sudetendeutschen Landsmannschaft sind dies unter anderem die geschichtsrevisionistische Zeitgeschichtliche Forschungsstelle Ingolstadt (ZFI) und die Gesellschaft für freie Publizistik (GFP), die sogar vom Bundesamt für Verfassungschutz als "größte rechtsextremistische Kulturvereinigung" eingestuft wird.

Veröffentlicht hat Eibicht in so ziemlich allen rechten und rechtsextremen Publikationen, die eine gewisse Relevanz haben. Vom SL-Organ Sudetendeutsche Zeitung, über das neofaschistische Theorieorgan Nation & Europa, bis zur nationalrevolutionären "wir selbst". In Parteiorganen wie Der Republikaner (REP), Deutsche Stimme (NPD) und der von DVU-Chef Gerhard Frey herausgegebenen Deutschen Wochen-Zeitung fehlt Eibicht ebensowenig wie im Eckartboten, der deutschtümelnden Österreichischen Landsmannschaft oder in Sleipnir.

Aber nicht nur die Nazis lassen Eibicht für sich schreiben. Auch im Heft 132 der von der Bundeszentrale für politische Bildung herausgegebenen Schriftenreihe "Informationen zur politischen Bildung" ist Eibicht neben anderen ultrarechten Autoren mit einem Beitrag vertreten. Die Schrift, die "Deutsche und Tschechen" zum Thema hat, dürfte zwar nicht ganz auf seiner Linie liegen, weil ihr nicht die vollkommene Neuschreibung der Geschichte zu eigenem Nutzen vorgeworfen werden kann, obgleich sie mit antikommunistischer Platitüde daherkommt. Jedoch, und das wird Eibicht sicher wieder beruhigt haben, ist in der äußerst knappen Liste mit Hinweisen zu weiterführender Literatur auch ein Buch von ihm über die Sudetendeutschen aufgeführt.

Das Heft 132 der Bundeszentrale für politische Bildung, das 1993 neu gedruckt wurde, ist übrigens nach wie vor über die Bundeszentrale zu beziehen; eine überarbeitete Neuauflage wird derzeit wegen des noch vorhandenen

Vorrats nicht erwogen.