Reden ist Silber

"Ich habe mit dem nichts zu reden, der muß handeln", ließ Ignatz Bubis, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, am 12. Oktober verlauten. Zwei Tage später traf er sich dann auf Einladung des Berliner Tagesspiegel doch zu einem Gespräch mit dem brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe. Seit sich der Gemeinderat des brandenburgischen Dorfes Gollwitz gegen die Aufnahme jüdischer Einwanderer ausgesprochen hat und Stolpe daraufhin ankündigte, die Immigranten nicht dort unterzubringen, war Bubis auf den Ministerpräsidenten nicht mehr gut zu sprechen. Nun soll das Kriegsbeil begraben sein, weil Stolpe eingesteht, er hätte "früher und entschiedener reagieren müssen" und seine Aussage, man müsse Verständnis für die Gollwitzer haben, die eben "schlecht vorbereitet" gewesen seien, umformulierte in"eine riesige Lehr- und Lernaufgabe", die den Ostdeutschen noch bevorstehe - als wären die Neuen Länder ein riesiger Kindergarten. Einig waren sich beide Politiker darin, daß jüdische Einwanderer in größeren Städten besser aufgehoben seien.