Buchmesse

Auf der Frankfurter Buchmesse war es eigentlich wie immer, aber darüber will ich jetzt gar nicht meckern, weil ich es manchmal doch gern habe, wenn es furchtbar laut ist und überall schlechte Luft und man ganz herzlich von flüchtigen Bekannten umarmt wird, die einen dann ganz schnell loslassen, weil wer Wichtigeres vorbeikommt. Auch ich habe wichtige Leute gesehen, die mich aber nicht kennen. Wie beispielsweise Dario Fo, der vom Fernsehen belagert wurde. Wobei ich schwören könnte, daß kein einziger dieser Leute auch nur einen Satz von ihm gelesen hat. Fo grinste wie ein Honigkuchenpferd (ein italienisches), das fand ich sehr sympathisch. Überhaupt sollen ja alle maßgeblichen Leute aufgejauelt haben, daß er den Nobelpreis gekriegt hat. Wahrscheinlich dachten die, daß sie selbst ihn eher verdient hätten. Das ist auch gar nicht so abwegig, wenn man sich ins Gedächtnis zurückruft, welche Schnapsnasen den schon eingepackt haben, beispielsweise Winston Churchill. Für seine Tagebücher. Wie die wohl aufjaulen würden, wenn ich für meine Tagebücher bezahlt würde! Wenn ich da nur eine ganz klitzekleine Chance sähe, würde ich natürlich gleich mit dem Schreiben anfangen.

Meistens saß ich am Stand, der die Bücher von Arno Schmidt ausgelegt hatte. Dort gab es den besten Wein. Einmal kam ein Mann in schmutzigen Sandalen vorbei: "Ey, geil, Arno Schmidt!" rief er. Dann blätterte er in den Büchern herum, und sagte entschuldigend zu mir: "Arno Schmidt ist ja jetzt 'n bißchen kultig, aber trotzdem okay." Ich erwiderte, daß ich es Herrn Schmidt nachher ausrichten würde. An einem anderen Stand war auch viel los mit Fernsehen und allem, und da ich nicht sehen konnte, um wen es ging, fragte ich einen der Journalisten, der am Rande stand. Es ging um Veronica Ferres. Da kam ich gleich auf die Idee, daß die wohl ein Buch geschrieben haben muß. Hat sie aber nicht, sagte er. Vielleicht hat sie eins gelesen - ?

Ich selbst wurde auch einmal das Objekt der Verehrung, jawohl! Ein netter junger Mann fragte mich, ob ich Fanny Müller sei, was ich bejahte, und sagte anschließend wörtlich: "Ich habe an ihnen schon sehr viel Vergnügen gehabt!" Gerade wollte ich es abstreiten, weil es nämlich überhaupt nicht sein kann, ich habe sogar schon mehrere schriftliche Aussagen darüber; aber dann fiel mir erstens ein, daß auf mein Kurzzeitgedächtnis überhaupt kein Verlaß mehr ist und zweitens, daß ich doch ein Tagebuch schreiben sollte, dann könnte ich da wenigstens nachgucken. Er setzte aber gleich hinzu: "Ich meine - an ihren Büchern." - Wußt' ich's doch!