Lieber Günter, lieber Grass

Zu Ihrem Siebenzigsten schenk

ich Ihnen nachträglich was

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Es ist nicht grad das Original des

von Walter (dem Schwager der

DDR-Justizministerin Hilde) Benjamin bedeutungsbenutzten Engels von Paul Klee

Auch nicht die Videoaufzeichnung eines von Mario Basler, dem ("Träner, war das wirklich soo schlimm") Holocaust-Erschütterten, erfolgreich gegen einen Bundesligaklub mit rassistischer Fänkurve verwandelten Dreißigmeterfreistoßes mit Effee

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Desgleichen nicht eine Daguerreotypie von Schopenhauers (nicht hundehaftpflichtversichertem!) Pudel

Schließlich nicht ein nach einem Rezept von Elfriede Jelinek von mir herausgebackener Apfelstrudel

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Nein, was ich Ihnen schenke

ist eine Mütze voll Schlaph

Die ich Ihnen gewährte, als ich

Sie traph

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Anfang der Neunziger, als Sie ruhten, geschlossenen Auges und erkalteter Pfeife in einem Zwoterklassekupee

Im Westberlin/Hamburger

Bummel-IC (*1)

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Drauf beziehungsweise dran war ich, die Abteiltür zu öffnen mit dem Ausruf 'Grüßgott, ist hier noch frei, Herr Grass?'

Doch der Alarmkopf in meinem Kopf drückte sich selbst und gab mir schrill die Order: 'Hotte, lasse das!'

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So ließ ich Sie ruhn und machte Ihnen keinen Aufwachärger

Und lenkte meinen Schritt an Ihrm Kupee vorüber Richtung Speiswaggong (*2) auf zwo drei Halbeliter(*3)fläschchen Radeberger

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Dies, aus bißchen verspätet eingeschaltetem Handgelenk =, lieber Günni (*4), mein Geburtstagsgeschenk

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Lassen Sie mich Ihnen, lieber Günni, zurufen zum Schluß: Hoch! Im Alter, mit der den Blick auf die Lage der Liga der Klassen verunmöglichenden Schneckenfortschritts-

ideologiejalousie

Und: Geköpft und gerupft und in die Pfanne gehauen, diese Spottgeburt namens SPD-Kikriki

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(*1) fast vier Stunden brauchte der Trödler

(*2) von MITROPA, dem grundehrlichen AufSchieneVerköstiger

(*3) halbe (!) Liter damals, für halb soviel Geld wie heute die 0,33er-Fläschleinchen verschlingen

(*4) nicht despektierlich gemeint