Jüdisches Museum wird scheinautonom

Das Jüdische Museum in Berlin soll künftig kulturelle und finanzielle Autonomie besitzen, allerdings im Rahmen der Stiftung Stadtmuseum. Damit ist der Streit zwischen Senat und Jüdischer Gemeinde zwar vorerst beigelegt, fraglich bleibt jedoch, ob das Zugeständnis von Kultursenator Peter Radunski, der nur aufgrund massiven öffentlichen Drucks zu diesem Kompromiß bereit war, die versprochene Autonomie dauerhaft sichert, denn die Kritik an der zentralistisch organisierten Stiftung Stadtmuseum bleibt in dem jetzt vorgeschlagenen Modell unberücksichtigt. So kritisierte der kulturpolitische Sprecher der PDS, Thomas Flierl, der Berliner Senat halte an seinem "autoritäten Verfahren zur Lösung der Probleme um das Jüdische Museum fest". Zwar stellten die vorgesehen Veränderungen "zweifellos einen Fortschritt dar", forderten aber einen "zu hohen Preis". Zuletzt war die schon im Sommer 1997 ausgesprochene Kündigung des Direktors des Jüdischen Museums, Amnon Barzel, in eine fristlose Entlassung umgewandelt worden. Die Maßregelung Barzels, der sich vehement gegen die Vorstellungen des Senats ausgesprochen hatte, jüdische Geschichte als eine Variante der Berliner Stadtgeschichte darzustellen, war der Höhepunkt der Querelen um die Konzeption des Museums (Jungle World, Nr.41/1997).