Tote wählen Beduinen

Jordanien hat gewählt. Eindeutige Gewinner der Wahlen vom 4. November sind die zumeist königstreuen Beduinen. 68 Abgeordnete werden sie in das 80 Sitze umfassende Parlament entsenden. Wen wundert's: Nahezu alle Oppositionsparteien hatten zum Wahlboykott aufgerufen, dem über die Hälfte der Bevölkerung folgte. Politische Beobachter sagten, das Volk habe das Vertrauen in das Parlament verloren, weil die wichtigsten Entscheidungen von der Staatsführung ohne Beteiligung der gewählten Volksvertreter getroffen würden. Ihren Boykott begründete die Opposition damit, daß neben dem Parlament ein Senat existiere, dessen 40 Mitglieder - ebenso wie die Regierung - vom König bestimmt würden. Außerdem hätten wichtige politische Themen, wie die von einem Großteil der Bevölkerung abgelehnten Friedensverträge mit Israel, im Wahlkampf nicht diskutiert werden dürfen.

Doch der Aufruf zum Wahlboykott der Opposition reichte den Beduinen zur Sicherung des Wahlerfolgs nicht aus: Die königstreuen Wahlbezirke im Süden des Landes benötigen nur 10 000 Stimmen, um einen Abgeordneten ins Parlament zu entsenden, während in den Wahlbezirken der Palästinenserlager ein Abgeordneter 45 000 Stimmen brauchte. Trotz dieser zusätzlichen Absicherung wurden Kandidaten mit ganzen Paketen von Wahlscheinen gesichtet. Am Ende war die Anzahl der Wähler größer als die Einwohnerzahl Jordaniens.