»Spirale der Grausamkeiten«

Der Konflikt zwischen Hutu und Tutsi in Ruanda scheint in die nächste Runde zu gehen. In der vergangenen Woche stürmten Hutu-Rebellen mehrere Gefängnisse des zentralafrikanischen Landes und befreiten über 750 des Völkermordes angeklagte Häftlinge. Die bewaffneten Hutu stellten damit ihre Stärke insbesondere im Nordwesten Ruandas unter Beweis. Nach dem Bürgerkrieg des Jahres 1994 waren viele Hutu, traditionelle Ackerbauern, vor der damaligen Tutsi-Guerilla, der Ruandisch Patriotischen Front, ins benachbarte Zaire geflüchtet. Die Tutsi bilden die Klasse der Viehzüchter, deren feudalistisch-monarchistisches System bis zum Bahutu-Aufstand 1959 von der belgischen Protektoratsmacht gestützt wurde. Die 1994 erfolgreiche Tutsi-Guerilla sieht sich nun erneut mit den Hutu-Rebellen konfrontiert. Die Berliner Zeitung macht die Vereinten Nationen "für das Aufleben der Hutu-Mödermilizen" verantwortlich und befürchtet nun eine "Spirale der Grausamkeiten".