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Begleitet von den besten Wünschen unzähliger Sympathisanten haben wir im Juli mit der Jungle World begonnen. Aber keiner hat uns einen so aufschlußreichen Fingerzeig gegeben wie der freundliche Sonnnenbrillenträger hier im Schnappschuß. Seine Geste verstanden wir richtig: Verlaßt die junge Welt! Nicht nach links, nicht nach rechts, nach hinten oder vorne, nach Ost oder West strebt, ihr vaterlandslosen Gesellen und Gesellinnen, sondern nach oben, per aspera ad astra! Danke, Unbekannter!

Seine Wegbeschreibung erwies sich als treffend. Aus dem zweiten Stock schafften wir es auf Anhieb in den vierten. Und die Abo-Kurve paßte sich diesem Aufstieg an, von 1.000 auf fast 4.000 Abonnentinnen und Abonnenten am Jahresende 1997. Einen Nachteil haben wir uns allerdings durch unseren Abschied von der jungen Welt eingehandelt; es fällt heute gelegentlich sogar Arbeit an - die wir früher den Kommunisten aufbürden konnten.

Wie bedeutend eine Zeitung ist, zeigt sich daran, welche Rechnungen ihr präsentiert werden. Vor wenigen Monaten sahen sie so aus: DM 12,10 für Porto, DM 0,99 für Kaffee-Filter, DM 1,20 für

2 Bic-Kugelschreiber. Inzwischen können wir schon mit ganz anderen Summen auftrumpfen, z.B. der Forderung an uns über DM 47.864,75 (in Worten: siebenundvierzigtausendachthundertvierundsechzig Mark und fünfundsiebzig Pfennig incl. MWSt.) für einen kleinen Warnstreik, den wir nicht mal ganz ausgereizt haben. Sie fragen sich wahrscheinlich, seit wann Streiks so billig sind? Nun, im Osten ist eben alles günstiger. Streiks kann sich dort jeder leisten, solange er an seiner Meinung, aber nicht an seinem Job hängt. Die Koschmieder GmbH & Co. KG würde uns für die oben genannten Streik-Gebühren ziehen lassen, allein unsere nachhaltige Tätigkeit hat unsere Sparkonten gründlich bereinigt. Und so können wir wahrscheinlich noch einige Zeit mit dieser schönen Rechnung renommieren. Selbst wenn wir ernsthaft daran dächten, für Streikrecht zu bezahlen, müßten wir unsere "Publikation" noch eine ganze Weile als "Wochenschrift herausgeben, vertreiben und zum Preis von 4,- DM verkaufen", bis die Vorkämpfer für Dezenz und soziale Gerechtigkeit zufriedengestellt wären. Aber ob die Existenz der Zeitung überhaupt im Sinne der Koschmieder LPG

AG i.G. ist? Und braucht man überhaupt mehr als eine Meinung? Ja, rufen uns viele unzufriedene, streitsüchtige und amüsierwillige Zeitungskonsumenten zu. Ja! Das sehen wir ein. Die nächste Nummer erscheint am 8. Januar 1998 und kostet 4 Mark.