Diamanten in Regierungshand

Wie Angolas stellvertretender Minister für Territorialverwaltung Higino Carneiro in der vergangenen Woche verkündete, hat die Zentralregierung in Luanda seit der Jahreswende sämtliche Diamantenminen des Landes unter Kontrolle. Die ehemals rebellische Nationale Union für die totale Unabhängigkeit Angolas (Unit‡), die ihre Waffenkäufe unter anderem durch den Verkauf der Edelsteine finanzierte, habe sich aus der letzten von ihr besetzten Mine zurückgezogen. Laut Friedensvertrag von 1994 müßte das gesamte Land von der Hauptstadt Luanda aus verwaltet werden, doch die ehemaligen Rebellen der Unit‡, die in der "Regierung der nationalen Einheit" mit vier Ministern vertreten ist, halten noch rund ein Viertel der Bezirke besetzt.

Die Volksbewegung für die Befreiung Angolas (MPLA) regiert seit der Unabhängigkeit von Portugal im Februar 1975 das westafrikanische Land, nachdem sie sich mit Hilfe kubanischer und sowjetischer Soldaten gegen die von der USA und Südafrika unterstützte Unit‡ durchgesetzt hatte. Aktuell gibt es Befürchtungen, die Unit‡ versuche die im Friedensabkommen von 1994 vereinbarte Übergabe des Landes zu verschleppen, um im Geheimen die eigenen Waffendepots wieder aufzufrischen. Zwischen 725 Millionen und 1,09 Milliarden Mark soll die Unit‡ jährlich durch Diamantenverkäufe eingenommen haben, doch damit dürfte jetzt Schluß sein. 1991 hatten MPLA und Unit‡ im portugiesischen Estoril ihr erstes Friedensabkommen unterzeichnet, das seitens der von Jonas Savimbi geführten Unit‡ gebrochen wurde, nachdem dieser bei den Wahlen vom Mai 1993 gegen den MLPA Kandidaten de los Santos unterlag.