Love-Parade für Rosa und Karl

Nicht nur grammatikalisch hat sich die Voraussage der "Revolutionären Kommunisten/BRD", "Entweder wir gehen alle zu Kommunismus, oder es geht keiner", als falsch erwiesen, denn die fast 200 000 Kommunisten, die am Sonntag letzter Woche durch die Straßen Berlins zur Gruft von Liebknecht und Luxemburg liefen, waren weder "alle" noch "keiner", sondern exakt 0,25 Prozent des "arbeitenden und unterdrückten Volks in Deutschland" (Flugblatt der "Revolutionären Kommunisten/BRD"). Dennoch gibt es keinen Grund, sich um die Weltrevolution Sorgen zu machen, denn "welthistorisch gesehen haben wir gerade angefangen". Viel zu früh allerdings: "Die Revolution muß ausgeschlafen sein." (Lenin).

Um 10 Uhr morgens ging's los. Bereits in der U-Bahn stießen wir auf eine dreiköpfige Kampftruppe, eine Fahne wurde geschwungen, ein weißes Transparent, das verdammt an ein altes Bettlaken erinnerte, entrollt und eine hektische Diskussion über die geeignete Aufschrift begonnen: "Der Hauptfeind steht im eignen Land, jetzt hilft nur noch der Widerstand", "Laßt Euch nicht auseinanderknüppeln von Polizei und Herrscherbütteln", "Das hat doch alles keinen Zweck, der Deutsch-Imperialismus, der muß weg", "PDS = revisionistischer Falschkommunismus", "Rosas Erbe ist uns Leitgedanke, für Kommunismus ohne Schranke".

Wir schlugen vor: "Ganz wütend ist die Rosasa, der Kalle hat kein Paech-Brot da". Daraufhin mußten wir den Wagen wechseln.

Auch hier wurde lautstark agitiert. "Es wird immer deutlicher", verlas ein Fahrgast mit Fahne eine Schlüsselpassage aus dem Flugblatt der "Revolutionären Kommunisten/BRD", "daß die Deutsch-Imperialisten einen buchstäblichen Krieg gegen das arbeitende und unterdrückte Volk in Deutschland (und weltweit) erklärt haben. Einen zutiefst rassistischen und sexistischen Krieg. Daher ist es nur verständlich, daß immer mehr Leute nach der Bedeutung des Erbes von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht suchen, um leitende Gedanken für den revolutionären Kampf heute zu finden." Wir antworteten: "Willst du die Internationale hören, leise wird sie niemand stören."

Die Demo war dann auch nicht besser, wir wollten schon gehen, fanden dann aber ein unbeschriftetes Transparent, das wohl jemand, dem kein schöner Spruch eingefallen war, weggeworfen hatte, und schrieben unsere Losung drauf. Die wurde vom Festkomitee später mit dem ersten Preis ausgezeichnet, mit dem wir allerdings nicht so richtig was anfangen können. Ein paar Ost-Jeans, die uns nicht paßten und sofort verschenkt wurden. Den Spruch dagegen behalten wir: "Kohl und Kinkel sind bloß Schufte, Karl und Rosa find' ick dufte".