Richter und Riots

Wie die französische Tageszeitung Libération am vergangenen Wochenende berichtete, ist der Strasbourger Richter Patrick Rodier, der sich Anfang Januar durch harte Urteile gegen Beteiligte der Jugendkrawalle in der Silvesternacht auszeichnete, bekannter Sympathisant des rechtsextremen Front National (FN) und Bewunderer von Jean-Marie Le Pen. Rodier hatte beispielsweise eine 18jährige Verkäuferin (nicht "polizeibekannt", keine Vorstrafen) wegen eines einzigen Steinwurfs auf ein parkendes Auto zu 18 Monaten Haft, davon acht ohne Bewährung, verurteilt. Vier weitere Angeklagte im Alter zwischen 18 und 24 Jahren erhielten Freiheitsstrafen zwischen neun und 24 Monaten ohne Bewährung.

In derselben Ausgabe der Libération findet sich der Leserbrief eines Ehepaars aus Strasbourg, das erklärt, sich wegen der Urteile seiner Herkunft aus der Stadt "zu schämen". Andere Presseberichte hatten in der Vorwoche das Märchen von einem "ethnischen" Ursprung der Gewaltausbrüche - angeblich gehe alles auf die Immigranten zurück - in den ghettoisierten Vierteln in Frage gestellt: 27 von 31 im Zusammenhang mit den Riots Festgenommenen sind französischer Abstammung, vier sind Kinder von Immigranten.