»Eta-Connection«

Für den spanischen Chefankläger Baltazar Garz-n ist Petra Elser eine "Eta-Söldnerin". Die Frankfurterin, die seit Ende 1996 in Frankreich inhaftiert ist, soll die baskische Untergrundbewegug Eta unterstützt haben. Geht es nach Garz-n, wird die 34jährige Sprachlehrerin demnächst nach Spanien ausgeliefert und für acht Jahre inhaftiert. Am 11. Februar wird die französische Justiz in Paris über das spanische Auslieferungsbegehren entscheiden.

Ende November 1996 wurde Elser nahe der südfranzösischen Stadt Bayonne nach einer Fahrzeugkontrolle verhaftet. Mit ihr im Auto war ihr Lebensgefährte, der von der spanischen Polizei steckbrieflich gesuchte Juan Luis Aguirre Lete. Für die spanische Polizei ist der 34jährige, der als "baskischer Flüchtling" in Südfrankreich lebte, ein "Topkader der Eta". Nach ihrer Verhaftung erklärten beide gegenüber der französischen Polizei, Elser habe "keinerlei Verbindungen zur Eta". Ihre Beziehung sei "rein persönlicher Art".

Petra Elser begleitete 1990 als Übersetzerin ein Kamerateam des WDR, das einen Bericht über Folterpraktiken im Baskenland drehte. Zudem arbeitete sie an einem Videofilm über den "Schmutzigen Krieg und Terror gegen baskische Jugendliche" - so der Filmtitel - mit. 1991 zog die Deutsche nach Madrid, um Spanisch zu studieren und arbeitete dort ab 1993 als Deutschlehrerin. Seit 1994 lebte sie mit ihrem Lebensgefährten im südfranzösischen Pau.

Seit ihrer Verhaftung sitzt Elser im Pariser Frauengefängnis Fresnes in Untersuchungshaft. Da in ihrer Wohnung Gewehr- und Handgranaten sowie zwei Pistolen gefunden worden sein sollen, wirft ihr die französische Justiz illegalen Waffenbesitz vor. Eine vorläufige Haftentlassung bis zum Prozeßbeginn, mit der Elsers Verteidiger bereits im vergangenen Herbst gerechnet hatten, scheint durch das spanische Auslieferungsbegehren endgültig verhindert. Elser soll nun vor das spanische Sondergericht Audiencia Nacional gestellt werden. Ankläger Garz-n wirft der Sprachstudentin vor, ihre Wohnung dem Madrider Kommando von "Euskadi ta askatasuna - Eta" (Baskenland und Freiheit) als Operationsbasis zur Verfügung gestellt zu haben. Als Beweis führt Garz-n einen angeblich in der Wohnung sichergestellten Fingerabdruck an, der von dem in Frankreich inhaftierten Basken Inaxi Etxeberria stammen soll.

Seit im April 1997 in einer angeblich von Deutschen gemieteten Madrider Wohnung ein Sprengzünder explodierte, wähnt die spanische Polizei eine deutsche "Eta-Connection": Nur drei Tage nach der Explosion wurde in Wiesbaden Gary Siemund festgenommen, Heike S. stellte sich drei Monate später dem Bundeskriminalamt. Beiden wird vorgeworfen, Mieter der Wohnung in Madrid gewesen zu sein. Auch für diese beiden "Eta-Hausmeister" (Focus) hat die spanische Justiz die Auslieferung beantragt. Als deutsche Staatsbürger dürfen sie jedoch nicht ausgeliefert werden. Ihnen soll in Frankfurt der Prozeß gemacht werden.

Indes drängt die spanische Justiz. Um dem Auslieferungsantrag gegen Elser Gewicht zu verleihen, werden darin sämtliche Anschläge der Eta in Madrid im Jahre 1992 aufgeführt. Weiterer Druck kommt von der spanischen Rechten. Die frankistische Tageszeitung ABC verweist in einem Artikel auf Geheimdienstinformationen: "Petra Elser ist aktives Mitglied der terroristischen Bande und nicht die schlichte Lebensgefährtin eines der Pistoleros der kriminellen Organisation."