Rücktritt eines Musterdemokraten

Nach schweren Auseinandersetzungen um das weitere politische Vorgehen im Konflikt um Nagorni Karabach hat der armenische Präsident Lewon Ter-Petrosjan vergangene Woche das Handtuch geworfen. Ter-Petrosjan hatte sich bereit erklärt, einer baldigen Rückführung von Nagorni Karabach unter die Oberhoheit Aserbaidschans zuzustimmen. Ministerpräsident Kocharjan hingegen will die durch den Krieg zwischen 1988 und 1994 durchgesetzte faktische Selbständigkeit Nagorni Karabachs aufrechterhalten.

Die Konflikte innerhalb des armenischen Establishments gipfelten in Attentaten auf verschiedene Regierungsmitglieder. Der Innenminister bezeichnete sie als inszeniert, um den Ministerpräsidenten in Verruf zu bringen. Ter-Petrosjans Kurs resultierte nicht zuletzt daraus, daß er fürchtete, daß die USA, die Armenien bislang unterstützt hatten, sich nunmehr wegen des kaspischen Öls Aserbaidschan zuwenden könnten. 1994 hatte der Ex-Präsident die Opposition ausgeschaltet.