Joannis Kasoulides, Außenminister von Südzypern

»Die Instabilität geht von der Türkei aus«

Rauf Denktash will nicht zu gegenseitigen Gesprächen zurückkehren, solange nicht auf der Basis der "Zweistaatlichkeit" verhandelt werde.

Denktash kennt die Antwort vom Internationalen Gericht, daß Nordzypern niemals als Staat anerkannt wird. Wenn er nur unter dieser Bedingung an den Verhandlungstisch gehen will, bedeutet das, daß er keinen Frieden will. Diese Art von Rhetorik wurde in der Vergangenheit oft von ihm gebraucht. Die Verhandlungen werden aber auf jeden Fall beginnen, das ist die Entscheidung der EU. Ich bin sicher, daß auch Denktash früher oder später am Verhandlungstisch sitzen wird, es gibt für ihn und die Türkei keinen anderen Weg. Wir sind für echte Verhandlungen am runden Tisch bereit. Echte Verhandlungen, das heißt, "Verstehen von beiden Seiten".

Ist die EU an der Lösung des Zypern-Konfliktes interessiert?

In diesem Jahr hat sogar die USA mit Richard Holbrooke zu Verhandlungen eingeladen. Die ganze Welt ist an Verhandlungen mit Zypern und an der EU-Frage interessiert. Was hingegen die Türkei will - oder nicht - sagt sie nicht offen. Sogar der Luxemburger Entscheidung ist zu entnehmen, daß dazu beigetragen werden muß, das Zypern-Problem zu lösen.

Gibt es einen Grund, warum Nordzypern wegen der EU solchen Krach schlägt?

Man wird dort auch weiter Krach schlagen. Aber lesen Sie die Entscheidung von Luxemburg sorgfältig durch. Soweit es die Türkei betrifft, wurde von der EU das großzügigste Angebot gemacht, was je unterbreitet wurde. Der deutsche Außenminister Kinkel sagte aber auch: Die EU ist keine Bananendemokratie. Wegen Luxemburg ist Denktash nicht in Verhandlungslaune. Er weiß, daß Verhandlungen über Zypern seit 1995 bestehen.

Was geschieht mit dem Paphos-Flughafen? Sie sagen, er werde übergeben werden. Das bedeutet, er könnte bereit sein, griechische Kampfflugzeuge aufzunehmen.

Weltweit wurde erwartet, daß der Paphos-Flughafen der National-Garde übergeben wird, und er wird mit dem Zweck einer militärischen Basis übergeben werden. Sofern es der Sache dient, auch für befreundete Luftwaffen zum Auftanken, einschließlich der griechischen Luftwaffe. Für alle, die uns bei einem Angriff der türkischen Luftwaffe helfen.

Die Türkei hat mehr als 35 000 Soldaten in Nordzypern. Auf Ihrer Seite sollen Raketen stationiert werden. Sogar einer der griechischen Präsidentschaftskandidaten hat gesagt, daß die Raketen nicht gerade nützlich wären, den Frieden zu sichern. Sieht so Demilitarisierung aus?

Der Dreh-und Angelpunkt für unsere Entscheidung ist die Verschlechterung der Beziehungen zwischen Griechenland und der Türkei. Bei einem Zwischenfall müssen wir in der Lage sein, uns selbst zu verteidigen. Um eine glaubwürdige Verteidigung zu schaffen, werden wir es vermeiden, die militärische Option als einzige Option für die Lösung des Zypern-Problems zu sehen. Aber gleichzeitig ist es ein Fakt, den die ganze Welt im Mittleren Osten und im Balkan in den Frieden investiert. Das sind sensible Regionen. Die türkischen Truppen auf Zypern sind dauerhaft, und wenn wir unsere Verteidigung verstärken, wird das Stabilität bringen. Die Instabilität begann mit der Invasion und der Präsenz türkischer Truppen im Norden. Zypern kann ein friedliches Paradies werden, falls sich jeder angestrengt, für eine politische Lösung des Konflikts einzutreten. So daß Raketen erst gar nicht stationiert und daß wir die Militärstützpunkte nicht benutzen müssen.