Appell für Abschiebestopp nach Algerien

Vier überwiegend christlich-humanitäre Vereinigungen haben mit einem am 17. Februar veröffentlichten Appell den französischen Innenminister Chevènement aufgefordert, einen Stopp der Abschiebungen nach Algerien angesichts der dortigen Bürgerkriegssituation zu verhängen. Die vier Initiativen legten aktuelle Zahlen vor: Allein vom Abschiebezentrum Arene bei Marseille aus wurden 1997 insgesamt 800 Personen nach Algerien abgeschoben, in den ersten sechs Wochen dieses Jahres waren es bereits 70. Von 5 700 Personen, die 197 durch das Abschiebezentrum am Pariser Flughafen Roissy wanderten, waren 1 200 Algerier, 29 unter ihnen versuchten im Vorjahr, Selbstmord zu begehen.Die nationale Menschenrechtskommission, ein Beratergremium beim Premierminister, hat im Oktober 1997 ebenfalls einen Abschiebestopp nach Algier gefordert. Der "linke" Innenminister Chevènement antwortete umgehend auf den Appell: Einen Abschiebestopp werde es nicht geben, sonst werde ein "Anreiz zur Immigration" geschaffen. Im übrigen besehe nicht in allen Regionen Algeriens dieselbe Gefahr, und es gelte ferner, das Land nicht "seiner Eliten zu berauben".

Nach den Massakern im Westen Algeriens, denen in den vergangenen Wochen mehr als 1 000 Menschen zum Opfer fielen, sind bei zwei Anschlägen Ende vergangener Woche in den östlich gelegenen Regionen Tizi Ouzou und Jijel 27 Soldaten, die Brücken vor Attacken islamistischer Terroristen schützen sollten, und 19 Zivilisten ums Leben gekommen.