Dem früheren italienischen Ministerpräsidenten Giulio Andreotti drohen neue Ermittlungsverfahren der italienischen Justiz. Eine besondere Kammer des Gerichts in Rom, das "Tribunal für die Behandlung von Angelegenheiten ehemaliger Minister", hat laut Presseberichten vom Anfang vergangener Woche die Aufhebung der Immunität des 79jährigen Senators beantragt. Andreotti wird verdächtigt, während seiner Amtszeit als Ministerpräsident Dokumente vernichtet zu haben, die zur Aufklärung der Entführung und Ermordung des christdemokratischen Politikers Aldo Moro hätten beitragen können. Dabei geht es um einen "Regierungsplan zur Bekämpfung des Linksterrorismus" (Paters), der in mehrfacher Ausfertigung im Innenministerium und im Büro Andreottis vorhanden gewesen sein soll.
Aus der Eröffnung des Verfahrens verspricht sich die Justiz auch neue Erkenntnisse, die bereits laufende Prozesse gegen Andreotti voranbringen könnten. In Perugia ermittelt die Staatsanwaltschaft seit mehreren Monaten gegen den ehemaligen Pareteifunktionär der Democrazia Cristiana (DC). Ihm wird vorgeworfen, den Auftrag für die Ermordung des Journalisten Peccorelli gegeben zu haben, der zum "Fall Moro" recherchiert habe. In Palermo ist Andreotti zudem der Kooperation mit der Mafia angeklagt.
