Clinton-Tournee beendet

»Sehr scharf auf Afrika«

"Jetzt, da eine Reihe afrikanischer Länder zu möglichen Handels- und Investitionspartnern werden, sollten sich die USA bei der Jagd nach neuen Chancen an die Spitze der Industrienationen setzen", hieß es bereits vor dem Reisebeginn von William Clinton in einer Expertise des regierungsnahen Wissenschaftszentrums Council of Foreign Relations in Washington. Auch Doug Ivester, Chef von Coca-Cola, hoffte auf eine erfolgreiche Tournee: "Ich bin sehr scharf auf Afrika."

Die in Clinton gesetzen Erwartungen scheinen berechtigt gewesen zu sein. Mit der Forderung nach einem Schuldenerlaß für die "ärmsten afrikanischen Staaten" in einer Höhe von bis zu 1,6 Milliarden Dollar (rund 2,9 Milliarden Mark), konnte sich Clinton am letzten Tag seines Südafrika-Aufenthalts noch einmal über die Eliten der Gastgeberländer hinaus beliebt machen. Beim nächsten G7-Gipfel werde er sich dafür einsetzen, daß die G7-Staaten der US-amerikanischen Empfehlung folgen würden, sofern - ein klitzekleiner Haken - die betroffenen afrikanischen Länder bereit seien, ihre Wirtschaft zu reformieren. Auf einem Gipfel in Washington könne man alles weitere besprechen, verkündete Clinton vor seiner Weiterreise nach Botswana.

Dort, im diamantenreichen nördlichen Nachbaarstaat Südafrikas, wurde erneut reichlich Lob verteilt. In dieses "Beispiel für Afrika" (Clinton) durfte sogar Tochter Chelsea aus den USA eingeflogen werden, um an einer Safari durch den Chobe-Nationalpark teilzunehmen. Selbst an seinem Erholungstag machte Clinton die Differenz zu seinen Vorgängern deutlich: Erlegte Theodore Roosevelt mit seiner Equipe vor knapp 90 Jahren in Wild-West-Manier noch 512 Viecher aller Art, mußten diese für die heutige First Family bloß gut aussehen. Wie schon in Uganda war Clinton mehr an Löwen denn an Gazellen, Giraffen und Elefanten interessiert. Botswana gilt für potentielle Investoren als zur Zeit erfolgreichster Staat Afrikas - wenn es nach Wirtschaftsdaten, vorhandener Infrastruktur und politischer Stabilität geht. Zumal mit der Vereidigung des ehemaligen IWF-Vorstandsmitglieds Festus Mogae zum neuen Staatspräsidenten am vergangenen Dienstag ein weiteres Zeichen der Kontinuität gesetzt wurde.

Der Tournee-Abschluß im Senegal war - genau wie der Auftakt in Ghana - demonstrativ in einen Staat Westafrikas gelegt worden. Doch während Ghana sich seit geraumer Zeit von Frankreich abgewendet hat, unterhält der frankophone Senegal nach wie vor enge Beziehungen zum Pariser Außenministerium. Staatspräsident Abdou Diouf hat sich mittlerweile vom "afrikanischen Sozialisten" zum sozialdemokratischen Neoliberalen gewandelt. Er läßt die Strukturanpassungsprogramme von IWF und Weltbank seit 1994 konsequent umsetzen, im Gegenzug werden Unterstützungskredite der Weltbank weiter aufgestockt, die den Senegal gegenüber Frankreich ökonomisch unabhängiger werden lassen. Da seit dem vergangenen Jahr zudem Repräsentanten verschiedener US-Energiemultis verstärkt Interesse für die Ölfelder an der senegalesischen Atlantikküste bekunden, beklagte der französische Auslandsgeheimdienstes DGSE bereits im vergangenen Juni - noch ganz dem Konzept der "Chasse Gardée" ("Reservierte Jagdgründe") verpflichtet - weiteren Dominanzverlust: "Von ihrer Basis in Uganda fallen die Amerikaner über die unterirdischen Reichtümer frankophoner Staaten her."