Auf der Jagd

Die USA wollen Presseberichten zufolge den ehemaligen kambodschanischen Staatschef und früheren Anführer der Roten Khmer, Pol Pot, dingfest machen. Dabei hat sich Washington offenbar vor allem an Thailand, den nordwestlichen Nachbarn Kambodschas, gewandt. Laut einem Bericht der New York Times soll US-Präsident William Clinton sogar Anweisungen gegeben haben, Pläne für die Verhaftung des 72jährigen auszuarbeiten. Das Außenministerium hat diese Behauptung allerdings zurückgewiesen.

Normalerweise zeigt sich gerade der thailändische Geheimdienst gut informiert über den Aufenthaltsort von Pol Pot. Erst im Januar verlautbarte aus Bangkok, Pol Pot halte sich nicht mehr in Anlong Veng auf, dem wichtigsten Stützpunkt seiner Getreuen, sondern sei wahrscheinlich nach China geflüchtet. Wie die thailändischen Militärs pflegte auch China gute Kontakte zu Kambodschas Alleinherrscher, der zwischen 1975 und 1979 das Land regierte. Daher ist eine Verhaftung Pol Pots durch die Polizei Thailands oder Chinas nicht unbedingt zu erwarten. Was aber nicht ausschließt, daß man bereit ist, den USA zuzuarbeiten, damit diese in Aktion treten können. Pol Pot soll vor einem Tribunal der Vereinten Nationen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt werden. Ihm wird die Verantwortung für die Tötung von etwa zwei Millionen Menschen zur Last gelegt. Die Roten Khmer hatten ihren früheren "Bruder Nummer eins" im Juli letzten Jahres zu lebenslanger Haft verurteilt und unter Hausarrest gestellt - wegen "ernsten rebellischen Taten gegen Volk und Nation".