Pinochet bleibt politisch opportun

Die Mehrheit des chilenischen Parlaments will dem Ex-Diktator Augusto Pinochet keine weiteren Unannehmlichkeiten bereiten. In geheimer Abstimmung votierten 62 Abgeordete vergangene Woche gegen den Ausschluß Pinochets aus dem Senat, 52 stimmten für einen entsprechenden Antrag von Abgeordneten der Regierungskoalition. Bei dem Antrag habe es sich ohnehin nur um eine unverbindliche Aufforderung an die zweite Kammer des chilenischen Parlaments gehandelt. Dort hatte Pinochet Anfang März gegen heftige Proteste seinen Posten als Senator auf Lebenszeit angetreten. Die Abstimmung verschärft die Spaltung innerhalb der regierenden "Concertaci-n por la Democracia", einer Koalition aus Christdemokraten, Sozialisten und der Partei für die Demokratie. Innerhalb der Christdemokraten will eine starke Fraktion, an ihrer Spitze der Präsident Eduardo Frei, sich nicht mit Pinochet anlegen. So appellierte Frei an den politischen Realismus der Chilenen und bezeichnete es als "politisch inopportun", gegen den Ex-Diktator vorzugehen.