Der Deutsche Toni

Die Gefangenen der "Kleinen Festung" Theresienstadt kannten ihn als den "Schönen Toni", weil SS-Mann Anton Malloth, Jahrgang 1911, auch beim Morden immer auf einen tadellosen Sitz seiner Frisur achtete. Als Aufseher des Gestapo-Gefängnisses in dem böhmischen KZ mordete Malloth gewohnheitsmäßig. In der Tschechoslowakei wurde er deshalb 1947 zum Tode verurteilt. Doch Malloth entkam nach Italien, dessen Staatsbürgerschaft der gebürtige Südtiroler erst 1939 abgelegt hatte, um sich statt dessen einen für die SS-Karriere förderlichen deutschen Paß ausstellen zu lassen. 1952 wurde Malloth wieder Italiener, doch weil er seine Identität mit dem "Schönen Toni" verschwiegen hatte, erkannte ihm Italien bereits vier Jahre später die Staatsbürgerschaft wieder ab. Ausgeliefert wurde er trotzdem noch lange nicht. Erst 1988 überstellte man Malloth nach Deutschland, wo er seitdem - in einem Altenheim in Pullach bei München - einen geruhsamen Lebensabend verbringt. Dort spürte ihn der Buchautor Peter Finkelgrün auf, dessen Großvater Martin Finkelgrün zu den vom "Schönen Toni" Ermordeten gehörte. Warum der überführte NS-Verbrecher nicht nach Tschechien ausgeliefert worden sei, wollte Finkelgrün wissen. Nun, er sei doch Deutscher, teilte die Kreisverwaltung München mit, und Deutsche werden eben nicht ausgeliefert. Deutscher, merken wir uns, wird man, wenn nicht durch Papiere oder Geburt, allein durch Taten.