Atombomben rein, Kritiker raus

Iran gerät zunehmend in den Verdacht, nukleare Sprengköpfe erworben zu haben. Schon am 16. April betonte der US-Terrorismus- und Rüstungsexperte Jim Saxton in der Washington Post: "Ich bin davon überzeugt, daß der Iran bereits über Nuklearwaffen verfügt. Unsere Politik sollte dies reflektieren." Der parlamentarische Ausschuß für nationale Sicherheit der USA prüfte daraufhin mehrere aus dem Iran stammende Dokumente, die diese These belegen sollten. Danach zeigte sich die Kommission von der Echtheit der Papiere überzeugt und geht laut einem Bericht der Jerusalem Post davon aus, daß der Iran tatsächlich im Jahre 1992 aus Kasachstan Atomwaffen importierte.

Innenpolitisch warnte der iranische Präsident Mohammad Khatami unterdessen vor einer sozialen Explosion in seinem Land. "Wenn die Jugend das Gefühl bekommt, daß die staatliche Ordnung ihre Interessen vertritt, wird sie diese als einen Teil von sich betrachten", zitierte ihn die im Iran erscheinende Tageszeitung Hamshahri am 23. April 1998. In dem ihm nahestehenden Blatt erinnerte Khatami daran, daß vom Islam abweichende Meinungen existieren und akzeptiert werden müßten, solange diese den gesetzlichen Rahmen nicht überschreiten; eine relativ deutliche Kritik an den islamistischen Hardlinern des Landes. Vor diesem Hintergrund erhielt der erst im Januar aus der Haft entlassene Literaturkritiker Faradj Sarkuhi vergangene Woche eine Ausreisegenehmigung. Er wird spätestens Anfang Mai von seiner Familie und Freunden in Deutschland erwartet.