Rückzug mit Radetzki-Marsch

Ein schlechtes Zeugnis: "Unbesonnen, konzeptlos, nicht professionell und aggressiv", so berichtet ein nordrhein-westfälischer Polizeiführer, seien die aus Berlin angereisten Kollegen beim Einsatz gegen Castor-Gegner in Ahaus gewesen. Gemeinsam mit seinem Chef, dem sozialdemokratischen Innenminister Franz-Josef Kniola, hat der Beamte dem Hauptstadt-Innensenator Jörg Schönbohm einen Brief geschickt, in dem sie den Auftritt der Berliner Polizisten erneut scharf kritisieren. Nicht nur gegen Demonstranten sei Schönbohms Truppe demnach unverhältnismäßig vorgegangen. Auch andere Polizeibeamte seien über ihre Berliner Kollegen verärgert gewesen, weil diese sich während ihres Rückzugs vom Einsatz gegen sechs Uhr am frühen Morgen vom lautstarken Abspielen des Radetzki-Marsches hatten begleiten lassen. Zudem sollen die Hauptstadt-Beamten versucht haben, mit Räumwagen und Wasserwerfer eine bereits von ihren nordrhein-westfälischen Kollegen gesperrte Brücke zu stürmen. Schönbohm wies am vergangenen Freitag derlei Vorwürfe zurück. Offenbar existierten verschiedene Vorstellungen von Deeskalation, meinte der Ex-General. Und überhaupt bedauere er, daß diese Diskussion ausgerechnet jetzt, im Vorfeld des 1. Mai, geführt werde. Warum? "Ein Teil der autonomen Szene wird damit aufgeheizt."