Dieter "Maschine" Birr ist Sänger der Puhdys

Wo waren Sie, als das Sparwasser-Tor fiel?

Damals, ich war 30 Jahre alt, habe ich mich nicht für Fußball interessiert. Der Sport allgemein war mir schon in der Schule vermiest worden, ich war immer der Schlechteste, im Fußball wurde ich z.B. immer als Letzter gewählt - nur im Schwimmen war ich gut. Das Spiel der DDR gegen die BRD habe ich damals natürlich irgendwie mitbekommen, aber das war's auch schon.

Wenn heute die Eisbären spielen, fiebere ich mehr mit. Dadurch, daß wir die Musik für den EHC geschrieben haben, ebenso wie für Hansa Rostock. Der damalige Hansa-Präsident Peter-Michael Diestel hatte angerufen und gefragt, ob wir dazu Lust hätten, und ich habe sofort zugesagt. Das war eine neue Aufgabe und deshalb sehr spannend, zumal ich wohl die Gabe habe, große Hymnen zu schreiben. Ich habe mich dann erstmal reinversetzt, mir die Atmosphäre im Stadion angeguckt und dann versucht, etwas zu schreiben. Bei den Eisbären habe ich den Song dann sogar live mit den Fans eingesungen; die wurden zu einem öffentlichen Training in die Eishalle bestellt.

Vorher weiß man nie, ob der Song auch wirklich funktioniert und angenommen wird, ob das Tempo richtig oder die Tonlage z.B. zu hoch ist. Beim EHC-Song haben die Fans jedoch sofort mitgesungen.

1974 hatten sich die Puhdys schon musikalisch verändert. Als wir 1969 anfingen, hatten wir nur nachgespielt, Deep Purple, Led Zeppelin, Uriah Heep. 1972 machten wir die Musik für den Film "Die Legende von Paul und Paula", 1975 waren wir zum ersten Mal in Westen, zuerst in Belgien, dann in Westdeutschland, in der Hamburger Fabrik. Dort trafen wir Udo Lindenberg. Es war aufregend damals, sehr aufregend, weil wir nicht wußten, wie die Leute dort reagieren würden, aber sie kannten uns schon, denn damals wurde in Hamburg schon Ost-Radio gehört. Es war alles sehr offen, obwohl wir ein bißchen als Exoten galten.

Mit den Offiziellen in der DDR hatten wir keine Probleme, man brauchte zwar den Paß und wurde vorher erstmal belehrt, aber wir haben das nicht so verkniffen gesehen, zumal keine Aufpasser mit in den Westen fuhren, nur bei den ersten Malen war jemand von der Künstleragentur dabei. So haben wir auch in Interviews gesagt, was wir wollten, merkten dann aber schnell, daß man mit der Presse schon vorsichtig sein mußte. Einmal fragte uns ein Journalist: "Wo bekommen Sie Ihre Instrumente her?" und wir antworteten wahrheitsgemäß, daß wir die kaufen, auch auf unseren Auslandsreisen und teilweise die Boxen selber gebaut haben. Am nächsten Tag erschien die Schlagzeile: "Puhdys spielen auf selbstgebastelten Instrumenten!"