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Ganz Kreuzberg hätte in Schutt und Asche gelegt werden in Schutt und Asche gelegt werden können und einige von uns hätte das überhaupt nicht gestört. Zeitungmachen sei revolutionäre Praxis, begründete diese Fraktion ihre Weigerung, aktiv an den Straßenkämpfen teilzunehmen. Außerdem sei man ein wenig aus der Übung gekommen. Bei Vertretern dieses Flügels datiert die letzte Demoerfahrung im Schnitt zehn Jahre zurück. Sich ganz fest an den Händen zu fassen, um einander nicht zu verlieren, finden diese Leute immer noch eine prima Demo-Taktik.

Als handele es sich hier um einen bräsigen Ostermarsch! Die sportlicheren Kräfte des Klassenkampfs in der Redaktion dagegen hielt es nicht mehr auf den Sitzen, als Kampflärm bis in den 4. Stock des vom zuständigen Hausmeister hochsicherheitstraktmäßig präparierten Gebäudes drang. "Ich bin falsch sozialisiert, hier zu hocken, wenn sich draußen die Welt verändert", riefen die einen beim fluchtartigen Verlassen ihrer Schreibtische. "Gute Idee, bring mir zwei Schachteln Roth-Händle mit", ein anderer. "Cola. Und ein Döner. Aber ohne Ei!" - "Für mich die griechische Hähnchenschenkelpfanne!" - "Mir Bier!"

"Ich bin falsch angezogen für die Revolution", begründete eine dritte, warum sie sich der Fraktion "Rrrevolutionäre Praxis" zugehörig fühle. Klumpige Plateaus, Minirock und Fahrrad, damit schaffe sie es nie, brennende Barrikaden und Absperrungen zu überwinden, vorzudringen bis in den Prenzlauer Berg, wo es nach Informationen eines Typs von der Innenpolitik richtig zur Sache gehe, da brenne sogar der Abenteuerspielplatz an der Kreutziger. Und falls jemand noch irgendwelche Computer brauche, habe er gute Connections, meinte der IPO-Typ. Die Rechner liefen aber nur mit Windows 95.

Wir sind dann doch lieber in Kreuzberg geblieben.