3000fache Dosis

"Keine gesundheitlichen Folgen für die Öffentlichkeit" - Wenn das Bundesumweltministerium diese formelhafte Mitteilung macht, kann man sicher sein, daß irgendein Grenzwert überschritten wurde. Diesmal um das 3 000fache. Aus französischen Meß-Protokolle geht hervor, daß an den Außenwänden der Atommüllbehälter und in den Waggons der deutschen Transporte bis zu 13 400 Becquerel pro Quadratzentimeter gemessen wurden. Transporte aus französischen Kraftwerken strahlten mit bis zu 8 000 Becquerel. Zulässig sind nur vier Becquerel. Nachdem bereits die französische Bahn SNCF die Transporte nach La Hague gestoppt hatte, stellte jetzt Umweltministerin Angela Merkel auch den Abtransport des Atommülls aus den deutschen AKWs ein und bestellte Vertreter der Bundesländer und aller Kraftwerksbetreiber zur Krisensitzung nach Bonn. Die nicht gerade als atomkritisch bekannte Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) soll die Ursache für die Verseuchung der Container untersuchen.

Die strahlenden Flecken, sogenannte "hot spots", entstehen vermutlich durch Wasser, das sich beim Beladen der Behälter in den Abklingbecken der Brennstäbe in Ritzen oder an Schrauben gesammelt hat. Wenn das Wasser verdunstet, bleiben die radioaktiven Isotope an den Behältern oder in den Waggons zurück. Brisant ist dabei, daß sich dort auch strahlendes Kobalt fand. Ein Element, das eigentlich nicht in die Abklingbecken gelangen dürfte, sondern im Reaktorkern eingeschlossen bleiben sollte.