Home Story

Körper, peitschende Rhythmen aus einem billigen Kofferradio. Notche caliente in der stickigen Fabriketage. Alle fiebern gemeinsam der Nacht der Nächte entgegen. Spärliche Beleuchtung, technische Lichteffekte, dicke Luft und Nebel zwischen Schreibtischstühlen. Das ist der ultimative Kick, niemand will den nächsten Tag erleben.

Vorher nur mürrische Gesichter. Der ganze Umzug - zu wenig Polizei, eigentlich gar nicht ernstzunehmen. Singende Studenten, Hare-Krshna-People, tanzendes Spektakel der Zivilgesellschaft - wer will das schon hören. Uncoole Sache angesichts streikender Griechen, spektakulärer Bahnhofsaktionen, platzender Bomben in Pakistan oder schriller Jelineks. Ganz abgesehen von den mangelnden Koffeinvorräten und der getigerten Katze zu Hause, die schwanger ist.

Die wilde Leidenschaft kam plötzlich und unerklärlich. Selbst eine zwanzigprozentige Vergnügungssteuer, die im Viertel plötzlich auf alles Flüssige erhoben wurde, schreckt niemanden. Alkohol und Endorphin fließen in Strömen, T-Shirts, Röcke, Hosen und die Socken werden weggeschmissen, der Ghetto-Blaster scheppert auf vollen Touren. Nie mehr Karoshi, Tod dem Herzinfarkt, schreien alle. Euphorische Mitarbeiter schwenken hysterisch mit Korrekturfahnen, hüpfen vor den Bildschirmen, fallen von den Stühlen, moven ekstatisch durch die Gegend.

So muß die Multi-Kulti-Hexenküche beim Karneval in Kreuzberg sein. Wo alle mit müssen: Singende Mitarbeiter, nackte Mitarbeiter, nackte verschwitzte