Unruhiger Frieden

Die marching season in Nordirland hat traditionsgemäß mit gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Unionisten, Nationalisten und Polizei angefangen. Am vergangenen Sonnabend marschierten Mitglieder des pro-britischen Verbandes "Orange Order" durch das größtenteils protestantische Portadown. Obwohl die Marschroute auch durch katholische Wohnviertel führte, verlief die Parade Presseberichten zufolge einigermaßen ruhig, bis einige Hundert Gegendemonstranten in der als Hochburg der irischen Nationalisten bekannten Garvaghy Road auf einige hundert Unterstützer des "Orange Order" trafen. Bei den anschließenden Kämpfen wurden Steine und Molotowcocktails geworfen, elf Polizisten und drei Zivilisten wurden nach offiziellen Angaben verletzt.

Der Sommer gilt als Hochsaison der traditionellen Märsche, die oft auf heftigen und gewalttätigen Widerstand der Gegenseite stoßen und eine große Herausforderung für das Friedensabkommen darstellen. Deshalb war der irische Ministerpräsident Bertei Ahern knapp eine Woche nach dem Votum der irischen wie nordirischen Bevölkerung für das mit Großbritannien ausgehandelte Abkommen mit katholischen Bewohnern der Garvaghy Road zusammengekommen. Unruhen bei den Märschen, appellierte Ahern, würden eine große Gefahr darstellen. Auch Gerry Adams, Präsident der IRA-nahen Sinn Féin, erklärte am Sonabend, daß die Sicherung eines "friedlichen Juli in der Garvaghy Road und in anderen Gegenden" zu den wichtigsten Aufgaben des Neuanfangs gehöre.