Warnschuß in den Bauch

Während einer Demonstration von 7 000 Menschen am 18. Juni in Athen - aus Protest gegen einen Überfall auf drei Mitglieder der NAR (Neue Linke Strömung) - gab ein eingesetzter Beamter drei sogenannte Warnschüsse ab. Eine der drei Kugeln fand als Querschläger doch noch ein Ziel, so daß ein Demonstrant mit Bauchschuß ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte. Die Vorgeschichte: Am 16. Juni hatten vor einem Athener Gericht einige GenossInnen auf die Freilassung der letzten aus Anlaß der Lehrerrandale (Jungle World, Nr. 25/98) Verhafteten gewartet. In einem Café nahebei schlug plötzlich eine Gruppe von zehn Faschisten auf drei Personen ein. Die mit schweren Holzknüppeln ausgerüsteten Faschisten verletzten eines ihrer Opfer so schwer, daß der Student, zugleich Aktivist der Bewegung gegen die Lehrerprüfungen, mit Schädelfraktur und Hirnblutung in ein Krankenhaus eingeliefert wurde und fünf Tage lang in Lebensgefahr schwebte. Die rund um das Gericht eingesetzte Polizei unternahm keinen Versuch, die Täter zu stoppen oder zu verhaften. Zehn Minuten vor dem Überfall war im gleichen Gericht ein Prozeß gegen sechs Mitglieder der faschistischen Organisation Chrisi Avgi (Goldene Morgendämmerung) zu Ende gegangen. Während des Prozesses hatten sich vor dem Gerichtsgebäude Faschisten des öfteren mit MAT-Polizisten (entspricht dem SEK) freundschaftlich unterhalten, laut Augen- und Ohrenzeugen haben sie sich mit Vornamen angeredet. Trotz - oder wegen - dieser Bekanntschaften hat die Athener Polizei bislang keinen der an dem Angriff beteiligten Faschisten ausfindig gemacht.

Die Anwälte des Schwerverletzten haben am 24. Juni Anzeige wegen gemeinschaftlichen Mordversuchs gegen zwei bekannte Chrisi Avgi-Faschisten gestellt, die ihr Mandant auf Zeitungsfotos identifiziert haben will.