Daten-Karriere

Derzeit hilft der junge Mann aus Bayern wieder gelegentlich auf dem Hof seiner Eltern in Oberfranken aus, um überhaupt eine Beschäftigung zu haben. Dabei wollte er eigentlich höher hinaus: Als Angestellter der Firma Eurocontrol sollte er zum Fluglotsen ausgebildet werden.

Die Sammelwut bayrischer Kriminalbeamter machte ihm jedoch einen Strich durch die Rechnung. Auf Anfrage beim Polizeipräsidium Oberfranken erfuhren die Arbeitgeber, daß ihr künftiger Angestellter gleich dreimal in "kriminalpolizeilichen Sammlungen" gespeichert sei - und verwehrten ihm den Job "aus Sicherheitsgründen".

Dabei kann sich der Mann bis heute nicht erklären, warum die Polizei zweimal gegen ihn wegen Autodiebstahls und Sachbeschädigung ermittelte. Über den dritten Vorfall weiß er zumindest Bescheid: Als 1990 aus unerklärlichen Gründen 500 Mark von seinem Konto verschwunden waren, erstattete er auf Empfehlung der Bank Anzeige gegen Unbekannt. Die Polizei reagierte schnell - und ermittelte gegen den Kontoinhaber selbst. Das Verfahren wurde zwar später eingestellt, die Daten jedoch nicht gelöscht: Die Informationen bleiben gespeichert, sobald ein Beamter meint, einen "Resttatverdacht" erkennen zu können. Daß solche "total falschen Daten" jahrelang gespeichert werden dürfen, hält die grüne Landtagsabgeordnete Irene Maria Sturm für ebenso unverständlich wie die Tatsache, daß Unternehmen "ganz locker auf Personendaten zurückgreifen dürfen".