Die Waffen auf, die Waffen nieder

Drei Monate nach Ausbruch der militärischen Auseinandersetzungen im Kosovo haben sich die Mitglieder der Balkan-Kontaktgruppe von ihrer einstigen Maximalforderung an den jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic verabschiedet. Sie fordern nun nicht länger einen Rückzug der Einheiten von serbischer Polizei und jugoslawischer Armee aus der südserbischen Provinz als oberste Bedingung für eine Verhandlungslösung, sondern lediglich einen Waffenstillstand. Darauf verständigten sich vergangene Woche in Bonn die politischen Direktoren der jeweiligen Außenministerien (USA, Großbritannien, Rußland, BRD, Frankreich, Italien). Noch im Juni hatte die Kontaktgruppe auf Gespräche ohne Vorbedingungen - also auch ohne Waffenruhe - bestanden. Milosevic wurde zwar erneut als Hauptverantwortlicher für die anhaltende Gewalt in der mehrheitlich albanisch besiedelten Provinz bezeichnet, zumindest indirekt räumte die Kontaktgruppe jedoch eine Teilverantwortung der kosovo-albanischen "Befreiungsbewegung" UCK ein. Deren Chancen zur Teilnahme an Autonomieverhandlungen mit Milosevic sind in der vergangenen Woche dennoch weiter gestiegen. Ibrahim Rugova, der selbsternannte Präsident der Kosovo-Albaner, ist zwar weiterhin Hauptansprechpartner der Kontaktgruppenmächte, aber die UCK ist längst zum wichtigsten innenpolitischen Faktor des Kosovo avanciert: Bis zu vierzig Prozent des Kosovo-Territoriums werden inzwischen von ihr kontrolliert.