Keine Gedenktafel mit Nennung der Täter

Seit sieben Jahren kämpft Hans-Georg Böttcher, Geschäftsführer der Roma-Union Frankfurt/Main, dafür, daß am Gebäude des Gesundheitsamtes der Rhein-Main-Metropole eine Mahn-und Gedenktafel angebracht wird, die an das Leid der von den Nazis verfolgten Roma und Sinti erinnern soll. Weil auf dieser Tafel auch die Namen zweier Täter - die nach 1945 im Frankfurter Stadtgesundheitsamt beschäftigten NS-Rassebiologen Robert Ritter und Eva Justin - genannt werden sollen, hat sich die Mehrheit des Stadtteilparlaments gegen einen entsprechenden Antrag ausgesprochen. Die beiden Schreibtischtäter hatten mit ihrer Arbeit im Reichsgesundheitsministerium in Berlin die wissenschaftlichen Grundlagen dafür mitgeschaffen, daß die SS in Auschwitz Hunderttausende von Roma und Sinti ermordete.

Bündnisgrüne hatten den von der Roma-Union formulierten Antrag eingebracht, unterstützt von Pfarrern und rund 90 Vertretern großer Verbände. Auch Ignatz Bubis, der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, befürwortete die Initiative. Im Vergleich zu dem den Sinti und Roma zugefügten Leid, erklärte Christian Raabe - einst Nebenkläger im Auschwitz-Prozeß -, sei die Forderung ein "geringes Verlangen" und könne Mut machen, "die Namen zu nennen". Dennoch konnten sich die Gegner aus den Reihen von CDU und SPD mit neun zu sieben Stimmen durchsetzen. Mit der Nennung der Namen Ritter und Justin werde suggeriert, so die SPD-Fraktionschefin Arne Knudt in der Frankfurter Rundschau, "nur diese beiden trügen Schuld. Damit liefern wir all den anderen Entschuldigung. Wir möchten aber, daß jeder über seine Verantwortung nachdenkt."