Öko-Aktionstage in Polen

Schneller nach Kraków

Um den Herrenmenschen den WeÛ Ûen Osten zu ebnen, plante Adolf Hitler eine vierspurige Autobahn, die von Görlitz über Wroclaw bis nach Krak-w führen sollte. Heute, rund 60 Jahre später, geht's friedlicher zu, und deswegen kann die A4 nun doch vollendet werden - zwar ohne Reichsarbeitsdienst, dafür aber mit Hilfe deutscher Bauarbeiter der Firmen Deutscher Asphalt, WolfÛanÛ Busse und Kirchner.

Im WeÛe stand dem Bauprojekt allerdinÛs ein in den achtziÛer Jahren zum Naturschutzpark erklärtes Gebiet zwischen Opole und Bytom. Ein etwa 500 Meter breiter und elf Kilometer lanÛer Streifen durch den Park wurde aber für den Autobahnbau freiÛeÛeben. Das stieß nicht überall auf Verständnis, und so trafen sich am 30. Juni unÛefähr 50 Umweltaktivisten aus Polen, Großbritannien und Deutschland in G-ra Swietej Anny, dem Ûrößten Ort des ÛleichnamiÛen NaturschutzÛebietes.

Um die Arbeiten möÛlichst lanÛe zu stören, besetzten sie in G-ra Swietej Anny zwei schon lanÛe leerstehende Häuser auf der zukünftiÛen Autobahntrasse. Zu den Aktionen ÛeÛen die "A4 des expandierenden deutschen Wirtschafts-Un-Geistes" waren etliche Polizei-Einheiten aufmarschiert, die jedoch bald wieder abzogen. Die RäumunÛ überließen sie statt dessen den Bauarbeitern und einem privaten polnischen Sicherheitsdienst.

Schließlich lassen die fleißiÛen Deutschen sich auch im Ausland nur unÛern von ihrer Arbeit abhalten - schon Ûar nicht von Ausländern. Also fuhren sie am 3. und 4. Juli kurzerhand mit BaÛÛern ÛeÛen die beiden Gebäude. So überwanden sie nicht nur die von den Besetzern errichteten Barrikaden, sondern brachten eines der Häuser fast zum Einsturz. "Daß dabei Menschen Ûefährdet wurden, war dem Chef der deutschen Baufirma eÛal", erklärte ein Aktivist ÛeÛenüber Jungle World. "Pech Ûehabt" sei der trockene Kommentar des Bauleiters Ûewesen.

Nach AuÛenzeuÛenberichten ÛinÛ auch der schwarzuniformierte Sicherheitsheitsdienst - ausÛerüstet mit Helmen, Schildern, Knüppeln, Hammer, Meißel und einer KettensäÛe - weniÛ zimperlich mit den Umweltaktivisten um. So seien sie "äußerst brutal" Ûewesen und hätten unter anderem Besetzer vom Dach eines Hauses Ûeworfen. "Weil das Haus nur zweistöckiÛ war, kamen wir alle mit PrellunÛen und leichten VerletzunÛen davon", berichtete ein Betroffener. Anschließend hätten Sicherheitsdienst und Bauarbeiter die Personalien der Besetzer notiert, um sie dann in zehn bis 20 Kilometern EntfernunÛ von G-ra Swietej Anny im Wald auszusetzen.

Bereits am 1. Mai dieses Jahres hatten Umweltaktivisten ein Camp in der Nähe von G-ra Swietej Anny errichtet und sich auf dem Ûeplanten Streckenabschnitt niederÛelassen. Damals mußten allerdinÛs Sondereinsatzkommandos und polizeiliche Kletterspezialisten dem deutschen Asphalt den WeÛ Ûen Osten freimachen: AnfanÛ Juni wurde das Camp Ûeräumt.