Bärchenguckerei

Wie läßt sich das ereignislose Sommerloch besser ausfüllen als mit einer Playboy-Konserve? Meint man bei Sat.1 und zeigt deshalb an drei Abenden ein "Special" aus der Playboy-Bärchen-Reihe - das erste vergangene Woche mit dem blonden "Baywatch"-Star Pamela Anderson. Zu bewundern waren zirka 600mal ihre Möpse in Aktion. "Möpse" sind Brüste. Und selbst das Wort wäre dem amerikanischen Playboy noch zu schmutzig. Dort wird nichts beim Namen genannt, auch wenn es so schöne Vokabeln wie "Bärchen" für Pussy gibt. Lieber verfällt man beim Playboy in eine pubertäre Symbolsprache: Pamela Anderson bespritzt sich mit einem Gartenschlauch, schnüffelt an Blumenkelchen, streichelt eine Muschi-Katze, sieht Männern beim Spiel mit Boccia-Kugeln zu - selbstverständlich immer halbnackt. Eingebettet sind die sehr bunten und sehr spannenden Geschichten in das alte Playboy-Entwicklungsprinzip: Das "Girl-next-door" erzählt von der gesunden und glücklichen Jugend (kanadische Kleinstadt), von der großen City, wo die Karriere beginnt (L.A.), und am Schluß heiratet das saubere, blonde Mädchen den wilden, dunkelhaarigen Märchenprinzen (hier den schwer tätowierten Tommie Lee Jones, der sie - was im "Playboy-Special" von 1995 nicht zu sehen ist - später schlägt, weshalb sie sich von ihm scheiden läßt). Pamela Andersons bislang einzig gute Rolle im Fernsehen war nicht etwa ihr Einsatz in der Bikini-Serie "Baywatch", sondern ihre tatsächlich komische Darstellung der Assistentin "Heidi" in der Heimwerker-Comedy "Tool Time". Leider gibt es davon im "Playboy-Special" keine Ausschnitte und damit nichts zu lachen. Statt dessen kommen Manager und Hausfotograf ausführlich zu Wort, die Pamela Anderson für ihre fünf Playboy-Cover abfeiern. Und drei- oder viermal muß auch sie betonen, daß die "Arbeit beim Playboy immer Spaß gemacht hat". Hinter all den professionellen Worten und Bildern spürt man die unendliche Langeweile, ein Sexsymbol für Holzfällerhemdenträger zu sein. Im zweiten Teil, der diese Woche ausgestrahlt wurde, war Anna Nicole Smith zu bewundern. Und nächste Woche ist dann mit Jenny McCarthy endlich Feierabend in der Bärchenguckerei.