Freiheitliche mal zwei

Jörg Haiders Ansinnen, die Mandatsträger seiner Freiheitlichen (FPÖ) per Vertrag zu knebeln (Jungle World, Nr. 29/98), zeitigt seit letzter Woche Folgen. Seine Wiener Landesgruppe spaltet sich, insgesamt vier Funktionäre der zweitstärksten Partei Wiens wollen nicht länger unter Haiders Knute stehen und machen sich selbständig. Schon vor zwei Monaten hatte der bisherige Wiener FPÖ-Gemeinderat Rüdiger Stix angekündigt, die Freiheitlichen verlassen und mit einer Freien Stadt-Partei eigenes Wählerglück suchen zu wollen.

Nun hat Stix drei Mitstreiter aus den Reihen des FPÖ-Gemeinderats-Klubs gefunden, die gemeinsam mit ihm "national-liberale" Werte vertreten möchten. Von der FPÖ unterscheidet sich die Stadt-Partei höchstens durch ein geringeres Maß an Opportunismus. Billige Ausländer-Raus-Parolen soll es nach Aussagen von Stix nicht geben. Dafür wolle man den Wählern klarmachen, daß "Heimat und Familie" hohe Werte seien. Der gehobene Mittelstand und das Wiener Bildungsbürgertum zählen zur bevorzugten Klientel. Von Meinungsforschern wird der neugegründeten Stahlhelmfraktion allerdings wenig Wählergunst prophezeit. Und Jörg Haider wird den Verlust der bisherigen FPÖ-Hinterbänkler wohl auch verkraften können.