Demonstration für die Sans-papiers

Rund 3 000 Teilnehmer kamen am letzten Sonntag rund um der Kirche St. Bernard im 18. Pariser Bezirk zusammen, um an den zweiten Jahrestag der brutalen polizeilichen Räumung dieses Gebäudes zu erinnern. Am 23. August 1996 hatte die Polizei im Morgengrauen die Eingangstür der Kirche mit Äxten zertrümmert, um die zu diesem Zeitpunkt seit 51 Tagen hungerstreikenden Sans-papiers (Immigranten ohne Aufenthaltsgenehmigung) abzuführen. Die Bewegung der Sans-papiers, die damals breite Solidarität von Künstlern, Intellektuellen, linken Politikern und Gewerkschaftern erfuhr, ist mittlerweile zum Vorbild eines erfolgreichen Kampfes der Immigranten geworden: Bis auf drei Personen haben bis heute alle 316 an der Kirchenbesetzung Beteiligten, die fast alle aus ehemaligen afrikanischen Kolonien Frankreichs kommen, Aufenthaltsgenehmigungen erhalten.

Die letzten 13 gültigen Papiere waren Anfang August von dem Kollektiv St. Bernard durch die Besetzung der päpstlichen Nuntiatur in Paris erkämpft worden. Madijguène Cissé, Sprecherin des Kollektivs, wertet dies als Mittel zur Wiederbelebung der Bewegung, die zur Zeit von einem Teil der in ihr aktiven Anhänger der regierenden Linksparteien ausgebremst werde. Sie hätten die Sans-papiers unterstützt, solange der ehemaligen konservativen Regierung unter Premier Juppé geschadet worden sei. Nun aber wollten sie die Bewegung "gemäßigt" wissen.