Wo waren Sie, als das Sparwasser-Tor fiel?

Funny van Dannen ist Maler, Musiker und Schriftsteller

An das Schweden-Spiel kann ich mich noch erinnern. Und daß die Polen damals eine tolle Mannschaft hatten. Das war Pech, daß die rausgeflogen sind. Die hatten tolle Leute, Tomacevski, Lato, d.h. Sommer. Ich habe meine Erinnerung nochmal aufgefrischt, meine Frau ist aus Polen. Die Schweden waren auch eine gute Mannschaft, besonders Hellström, der Torwart. Das DDR-Spiel habe ich gar nicht mehr so im Kopf.

Die deutsche Mannschaft hat sich erst im Laufe des Turniers gefunden. Es gab das ewige Hin und Her zwischen Netzer oder Overath - oder beiden; das wurde dann seltsamerweise für Overath entschieden. Zwei Jahre zuvor bei der Europameisterschaft waren Netzer und Beckenbauer noch das Duo. Die CDU muß immer die besseren Karten gehabt haben beim DFB. Das ist ja noch heute so. Ansonsten war das ein ziemliches Gewürge.

Das Dorf, in dem ich damals gelebt habe, liegt in der Nähe der holländischen Grenze. Daher war das Spiel Niederlande gegen Deutschland spannend. Meine Mutter ist Niederländerin. Ich weiß noch, daß die Holländer einen Klasse-Fußball geboten haben. Das Spiel gegen Bulgarien habe ich selbst im Westfalen-Stadion gesehen.

Damals habe ich auch selbst noch Fußball gespielt. Später wollte ich eigentlich in eine holländische Profi-Mannschaft einsteigen. Das hat aber nicht geklappt, weil die Ablösesumme zu hoch war. Mein damaliger Amateur-Club verlangte 11 000 Mark, aber die Holländer wollten für Jugendspieler nur 3 000 Mark zahlen. In Holland konnte ich dann monatelang nicht spielen, sondern durfte nur trainieren. Nach ein paar Monaten habe ich das aufgegeben. Dieses Gefeilsche war mir zu blöd.

Ich war immer im Zwiespalt zwischen Kunst und Fußball, obwohl das schon sehr verschiedene Welten sind. Bei dem Profi-Club ging es ganz schön zur Sache. In der Junioren-Mannschaft bis 23 Jahre waren alle Reservespieler. Man mußte sich durchsetzen, sonst wurde man wieder zu den Amateur-Clubs abgeschoben. Manche Spieler, die das kritische Alter erreicht hatten, kannten schon beim Training keine Freunde mehr. Das war nicht mehr so schön, da ging es nur noch ums Geld.

Aber trotzdem, manchmal, wenn ich heute gute Fußballspiele sehe, denke ich, naja, wär' schon schön gewesen, in einem tollen Stadion zu spielen und die Atmosphäre zu erleben.