Verner Panton erfand die »Spiegel«-Kantine

Der Stuhl, der seinen Namen trägt, gilt als Ikone des Pop-Designs: eine bunte Plastik-Skulptur mit einprägsamer Form und elegantem Schwung. Als der Stuhl 1967 nach einer längeren Entwicklungsphase auf den Markt kam, traf sein Designer den Nerv der Zeit und avancierte, vergleichsweise preiswert, praktisch und stapelbar, für Haus und Garten, private und öffentliche Räume gleichermaßen geeignet, alsbald zum Bestseller. Heute zählt der "Panton-Chair", dank dem Sixties-Revival wieder in Produktion, zu den modernen Klassikern des Möbeldesigns.

Verner Panton, 1926 im dänischen Gamtofte geboren, studierte nach dem Weltkrieg in Kopenhagen zunächst Architektur. Bevor er sich 1955 als Designer selbständig machte, arbeitete für ein paar Jahre im Büro von Arne Jacobsen, dem seinerzeit führenden Architekten und Designer Dänemarks. Früh beschäftigte sich Panton, der vorwiegend Möbel und Lampen, aber auch Textilien (Teppiche und Vorhänge), komplette Inneneinrichtungen und ganze Wohnlandschaften entwarf, mit seinerzeit neuen bzw. im Möbeldesign ungebräuchlichen Materialien, mit Plastik, Schaumstoff, Plexiglas und Karton. Kräftige Farben und ungewöhnliche, meist rundliche Formen zeichnen sein vielfach preisgekröntes Design seit den späten fünfziger Jahren und bis in die jüngste Vergangenheit hinein aus. Galt es bei einem einzelnen Objekt Funktion und Form, Material und Farbe optimal aufeinander abzustimmen, so versuchte Panton bei seinen Raumgestaltungen Wände, Decke, Boden, Einrichtung und Beleuchtung zu einer vollkommenen Einheit zu verbinden. Mehrere Male konnte er dieses Ideal verwirklichen; am eindrücklichsten vielleicht auf dem legendären Ausstellungsschiff "Visiona" bei der Kölner Möbelmesse 1970 und bei der Gestaltung des Spiegel-Verlagshauses in Hamburg 1969. Seit vielen Jahren in Basel ansässig, starb Verner Panton, 72 Jahre alt, während der Vorbereitungen zu einer Werkretrospektive, die dieser Tage im dänischen Kolding eröffnet wird, am vorletzten Samstag in Kopenhagen.