Aung San Suu Kyi provoziert die Militärjunta

Einen gewagten Schritt hat eine kleine Gruppe Oppositioneller in Myanmar (Birma) unternommen: Am Donnerstag erklärte sie alle Gesetze und Erlasse der Militärregierung für ungültig und sich selbst zum legitimen Parlament des Landes. In dieser Funktion will die Gruppe bis zur Einberufung eines formellen Parlaments handeln. Sie besteht aus zehn Politikern und wird angeführt von Aung San Suu Kyi, der Friedensnobelpreisträgerin von 1991. Alle zehn gehören der National League for Democracy an, der Siegerpartei der Wahlen von 1990. Die Militärs, die das Land seit 1962 regieren, verweigerten damals die Übergabe der Macht und inhaftierten Mitglieder der NLD, darunter auch Aung San Suu Kyi.

Die gegenwärtige Situation wird von Beobachtern als die angespannteste seit zehn Jahren bezeichnet. Die Militärregierung hat noch nicht reagiert, es wird aber mit drastischen Maßnahmen wie Massenverhaftungen und einer endgültigen Zerschlagung der NDL gerechnet. Auch ein Szenario wie 1988, als die Militärs einen Aufstand blutig niederschlugen, wird nicht ausgeschlossen.