Eingriff in den Abschiebeverkehr

Haci Günes (33), ein 1991 nach Frankreich gekommener "illegaler" Immigrant aus der Türkei, stand kurz davor, eine Französin zu heiraten und endlich keine Probleme in Sachen Aufenthaltspapiere mehr zu haben. Doch die Geburtsurkunde, ohne die die Ehe nicht geschlossen werden konnte, kam nicht rechtzeitig an - am Montag vergangener Woche wurde Günes, der bei einer Straßenkonkolle in Nancy aufgegriffen worden war, nach Ankara abgeschoben. Am folgenden Tag traf die Urkunde ein. Ein erster Abschiebeversuch war tags zuvor durch rund 60 antirassistische Aktivisten verhindert worden, welche die Startbahn auf dem Flughafen Strasbourg besetzten. Die türkische Presse hatte intensiv über Günes' bevorstehende Abschiebung berichtet, ihn als "PKK-Kader" und "Drogenverkäufer" hingestellt, während er in Ostfrankreich einer bescheiden bezahlten Schwarzarbeit nachging. In Ankara wurde Günes sofort festgenommen und nach Istanbul in ein Staatssicherheitsgefängnis überführt; ihm droht ein Prozeß vor einem "Anti-Terror"-Gericht. Mittlerweile erreichte das französische Innenministerium im "Fall" Günes bei den türkischen Behörden seine vorübergehende Freilassung.