Dr. M greift durch

Der einstige Finanzminister Malaysias, Anwar Ibrahim, steht vor Gericht, weil er fremdgegangen sein soll - unter anderem mit dem Friseur seiner Frau. Die Tageszeitungen des Landes berichten empört täglich neue Details über seine "Eskapaden". Die Anhänger Ibrahims allerdings glauben diese Stories schon längst nicht mehr. Vor dem Gerichtsgebäude in der Hauptstadt Kuala Lumpur demonstrieren sie gegen den Regierungschef, der die Polizeipräsenz in der gesamten Stadt verschärfen ließ, um erneute Unruhen - wie zuletzt im September (Jungle World, Nr. 41/98) - zu verhindern.

Der Prozeß gilt als Bestrafungsaktion des meist nur "Dr. M" genannten Mohammads an seinem politischen Ziehsohn, weil sich die beiden über die finanzpolitischen Reaktionen auf die Wirtschaftskrise des Landes zerstritten hatten. Mohammad, der nach wie vor ausländisches, insbesondere "jüdisches" Kapital für die Krise verantwortlich macht, will das Land protektionistisch abschotten, während Ibrahim ursprünglich eine Öffnung des Landes befürwortete. Mohammad setzte sich durch und veranlaßte ein Gesetz, das Unternehmen den Kapitalabfluß ins Ausland verbietet. Firmenchefs haben aber schon einen Weg gefunden, dies zu umgehen: Sie schütten extrem hohe Dividenden aus - unter anderem an Anteilseigner im Ausland.