Quel malheur

Merde! wird man bei Gallimard gerufen haben, als das Malheur entdeckt wurde - ein Landarzt und Laienschriftsteller ist versehentlich ins Pantheon der französischen Literatur gerutscht.

Hypra cool! wird Frédéric Lerich gerufen haben, als er seine Schnurren in der Pléiade, der exklusiven Klassikerreihe des Verlages Gallimards wiederfand, und zwar nicht unter seinem Namen - sondern viel besser! - unter dem Autorennamen Marcel Aymé!

Im jüngst erschienenen zweiten Band mit bisher "unveröffentlichten Novellen" des vor allem durch seinen Roman "Die grüne Stute" berühmt gewordenen Schriftstellers, so berichtet der Figaro, sind zwei Erzählungen des in der Literaturwelt bisher völlig unbekannten Mannes aus der Bretagne enthalten. "Ich bin sehr stolz und glücklich", erklärte der Landarzt, der sich zu den heftigen Verehrern des 1967 verstorbenen Schriftstellers rechnet. Von seinem Vorbild hatte sich der Doktor nicht nur zu eigenen Dorfgeschichten inspirieren lassen, sondern diese auch noch bei seinem Lieblingsautor eingereicht, allerdings nie eine Antwort erhalten. Was weiter geschah, ist unklar. "Kürzlich schlug ich den neuen Pléiade-Band auf und entdeckte die Titel zweier Erzählungen von mir. Erst glaubte ich an einen Zufall, aber bei der Lektüre konnte ich zu meiner Verwunderung feststellen, daß es sich wirklich um meine Geschichten handelt." Lerich will darauf verzichten, die Urheberrechte einzuklagen und genießt. Gallimard schweigt.