Ü-Ei für die Post-Teen-Tage

Drei Wünsche auf einmal: Park bietet Politik, Pop und Produktinformation

"Park ist Pop-Reader, Nachrichtenmagazin und Style-Katalog" - mit dieser Eigendefinition wird man bei Park Willkommen geheißen. Das Lifestyle-Mag für die neunziger und evtl. die Post-Millennium-Generation lanciert dieses Versprechen natürlich von Media-City Hamburg aus und wird es nach der aktuellen ersten November/Dezember-Ausgabe alle zwei Monate wiederholen, weil anscheinend Bedarf für so etwas besteht. Es soll ja auch Menschen geben, die immer noch dem verflossenen Achtziger-Zeitgeist-Magazin Tempo nachtrauern.

Weitere Selbsteinschätzungen von Park über Park (im Remix): ein Magazin zum Fabulieren nachts in den Bars, soll neue Gesichter und Ideen vorstellen - jetzt und nicht nachher oder hinterher. Außerdem wird an Pop geglaubt ("Pop ist der Soundtrack unseres Lebens"), Politik gemacht ("Wir glauben nicht an die Politikverdrossenheit junger Menschen, wir glauben an die Jugendverdrossenheit der Politik") und Produkte geliebt ("Auch ein Turnschuh hat Sex").

Park fragt: "Ob wir das geschafft haben?" Die Antwort kann bloß sein: Natürlich habt ihr das geschafft. Aberwelches Mag zwischen GQ und Flyer hat das nicht ebenso geschafft?

Die Sache mit den neuen Gesichtern: Das coole Trash-Kunst-Kollektiv Chicks On Speed wird gefeatured, der Cheesy-strange-Japaner Yoshinori Sunahara bekommt ein paar Zeilen, und so geht's weiter mit dem Name-dropping. Tim Staffel, Christian Oliver, Fatboy Slim, Steffen Wink, Allesssandro Dell'Acqua. Das Tolle an den dazu gereichten Texthäppchen ist, daß man danach auch nicht mehr über diese Gesichter des Jetzt weiß als vorher. Vielleicht hat das aber was mit dem "Pop ist der Soundtrack unseres Lebens" zu tun: Irgendwie ist alles und jede/r wichtig, oder auch nicht, so muß man auch den Text nicht lesen, kann das aber tun. Oder anders: Wie stopft man Seiten mit lauem Buchstabenaneinanderreihen voll, die im Flugzeug, auf dem Klo, in der Mittagspause, einfach überall, gejunkt werden können, die einem gleichzeitig das Gefühl geben, dabei zu sein und Bescheid zu wissen, was so abgeht da draußen - um die Ecke oder in New York oder in Hamburg/Eimsbusch? Genau so.

Die Ideen: Dimitri Hegemann, Julie Miess, Rafael Horzon, Lorenz Schröter und Heinrich Dubel wohnen alle in Berlin und haben Ideen. Dafür gibt's drei Seiten. Wer sonst noch Ideen hat und

aus Berlin kommt, kann ja mailen an: park@rushmedia.com.

Pop: Ist natürlich alles bei Park. Deshalb gleich zur Politik. Ist natürlich auch alles Politik bei Park, weil Pop ist ja Politik, aber umgekehrt sollte es eben auch hinhauen. Und deshalb wird nicht gekleckert: Es gibt alles Wissenswerte über den BGS (wird als böse erkannt!) und es wird - geradeheraus und ohne erst über Los zu gehen - "Brauchen wir eine neue APO?" gefragt. Die Antwort ist: ja, nein. Und sogar etwas so sensationell Neues wie "Reclaim the Streets" bekommt einen kleinen Textabschnitt. Toll, schnell wie beim stern sind die hier - und das schon mit der ersten Ausgabe!

Der Rest gehört den Produkten: Junk Food, Digitalkameras, Bücher, CD - ästhetisch wertvoller ist kein Warenkatalog als Park. Das ist halt Lifestyle hier! Was man alles so kaufen kann, phantastisch, fast schon soviel wie im I-D-Magazin und den ganzen anderen tollen Magazinen aus England, denen Park so nacheifert. Trotzdem: Wäre ich Webdesigner, ich würde beim Original bleiben.