Dementierter Deal

Bei der chilenischen Linken hat die Entscheidung der britischen Justiz, General Pinochet genieße keine Immunität, unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Pedro Mendoza von der Menschenrechtsorganisation Comité 119 sprach in einem Interview mit dem Neuen Deutschland von einer Show, die für die europäischen Regionen mehr Bedeutung habe als für die chilenische Bevölkerung. Die chilenische Rechtsanwältin und Vorsitzende der Menschenrechtsorganisation CODEPU, Fabiola Letelier, Schwester eines vom chilenischen Geheimdienst Dina in Washington ermordeten Allende-Ministers, bezeichnete auf einer Pressekonferenz in Berlin die Entscheidung der britischen Justiz hingegen als "Ermutigung für die Zivilgesellschaft". Das Versprechen des chilenischen Außenministers José Miguel Insulza, Pinochet in Chile den Prozeß zu machen, sei jedoch eine Täuschung. Am Freitag war anläßlich des London-Besuches von Insulza über einen Deal zwischen Britannien und Chile spekuliert worden, eine Auslieferung Pinochets an Spanien zu verhindern. Beide Seiten dementierten jedoch einen entsprechenden Bericht des Daily Telegraph.

Während Letelier sich infolge der Verhaftung des Ex-Diktators eine Revision der Verfassung Chiles erhofft, erinnerte eine Solidaritätsgruppe an etwa 80 politische Gefangene, die seit dem Übergang zur "Demokratie" verhaftet wurden. Zuständig für sie ist die noch immer installierte Militärgerichtsbarkeit mit Gesetzen aus der Zeit der Diktatur. Fünf von ihnen droht die Todesstrafe.