Daniela Dahn

Sie galt als sichere Kandidatin für einen der neun zu vergebenden Verfassungsrichter-Posten in Brandenburg. Ihre Kontakte zu den alleinregierenden Sozialdemokraten der SPD wie den oppositionellen der PDS hatte die Schriftstellerin in den letzten Jahren fleißig ausgebaut, Ministerpräsident Manfred Stolpe war ihr wohlgesonnen. Die Voraussetzungen für den Posten in der Judikative waren also glänzend. Bis, ja bis vor einigen Wochen der Pressesprecher der brandenburgischen SPD, Ingo Decker, auch mal einen Blick in die Bücher der als "Stimme des Ostens" geltenden Daniela Dahn warf. Er fand Entsetzliches: "Natürlich werden auch in der Bundesrepublik täglich millionenfach die Menschenrechte verletzt", heißt es in einem ihrer Werke. "Mit Blick auf die von mir erlebte poststalinistische DDR und die finanzstalinistische BRD scheint mir: Die Summe der Repressionen ist immer gleich", in einem anderen. Grund genug für Decker, eine Absetzungskampagne gegen die Kandidatin zu starten. Die Unterstützung der brandenburgischen SPD-Fraktion bröckelte, unter anderem auch deshalb, weil Dahn in einem Essay Verständnis für eine Richterin der Waldheim-Prozesse geäußert hatte. Selbst die gesammelte Solidarität der deutschen Geistesschaffenden - Günter Gaus, Günter Grass, Christoph Hein, Walter Jens und Christa Wolf hatten sich für Dahn stark gemacht - mochte die Mehrheit der SPD-Fraktion am Ende nicht mehr von ihrer Ablehnung abbringen. Am vergangenen Donnerstag stimmte der Potsdamer Landtag gegen Dahns Berufung zur Richterin.