Auf nach Bukarest

Kein Sonderzug darf sie in die Hauptstadt bringen, denn dort sind Demonstrationen verboten und sollen nach Angaben der rumänischen Regierung durch Polizei und Armee verhindert werden. Regierungschef Radu Vasile will auch nicht direkt mit ihnen verhandeln: Rund 15 000 Bergarbeiter befinden sich seit dem vergangenen Montag in Südostrumänien im Streik. Sie fordern eine Abschreibung der Schulden ihrer Betriebe, Subventionen für die Kohleförderung, höhere Löhne und für jeden Entlassenen eine Abfindung von umgerechnet rund 11 600 Euro (knapp 22 700 Mark). Aber die Regierung in Bukarest hat sich zum Ziel gesetzt, Rumänien für ausländische Investoren und den Internationalen Währungsfonds interessanter zu machen, und deswegen im vergangenen Jahr bereits über 90 000 Bergarbeiter aus defizitär arbeitenden Betrieben entlassen. Der Gewerkschaftsvertreter Miron Cozma, der die Streikenden anführt, hat Premier Vasile jedoch gedroht, wie schon einmal 1990/91 die Hauptstadt einzunehmen, wenn sich die Regierung nicht verhandlungsbereit zeige. Damals hatten die von Cozma angeführten Bergarbeiter zusammen mit dem Geheimdienst gegen Ministerpräsident Petre Roman gerichtete Demonstrationen gewaltsam aufgelöst und 1991 den Regierungssitz gestürmt. In der Streikregion Valie Jiului (Schiltal) gilt Cozma, der Mitglied der Großrumänienpartei ist, nach wie vor als sehr einflußreich.