Balkan I

Albanien für alle: Zum ersten Mal seit Ausbruch der bewaffneten Kämpfe im Kosovo hat die albanische Regierung in Tirana offiziell Vertreter der wahlweise für die Unabhängigkeit der südserbischen Provinz oder ihren Anschluß an Albanien kämpfenden Kosovo-Befreiungsarmee UCK empfangen. Die Begrüßung des politischen Sprechers der Kosovo-Befreiungsarmee, Adem Demaci, durch den albanischen Außenminister Paskal Milo in der vergangenen Woche fiel denn auch standesgemäß aus: Er glaube nicht, so Milo, daß die jugoslawische Führung in Belgrad auf friedlichem Wege zu einer Änderung ihrer ablehnenden Haltung gegenüber den Forderungen der Kosovo-Albaner zu bewegen sei - am Einsatz von Gewalt führe deshalb kein Weg vorbei. Während sich Demaci in Tirana für eine friedliche Lösung des Konflikts aussprach, richteten sich seine Kämpfer im Kosovo ganz nach den Wünschen ihres halluzinierten Außenministers: In der Region um Kosovoska Mitrovica, rund 40 Kilometer von der Provinzhauptstadt Pristina entfernt, entführten sie acht jugoslawische Soldaten. Beobachter der OSZE verurteilten den Angriff als inakzeptablen Bruch des im Oktober ausgehandelten Waffenstillstands. Der "terroristische Akt" unterlaufe die Bemühungen um eine politische Lösung des Konflikts. Nato-Generalsekretär Javier Solana bekräftigte nach dem Vorfall die Bereitschaft des Militärbündnisses, im Kosovo zu intervenieren. Die im benachbarten Mazedonien stationierte Nato-Sondertruppe ist seit Silvester einsatzbereit.