Berti Vogts Moviestar

Alt-Bundestrainer Berti Vogts hat einen neuen Job. Am Sonntag hatte er seinen ersten Auftritt als Fernsehstar im "Tatort". Weder als Täter noch als Opfer war er zu sehen, er spielte "im Grunde sich selbst" (TV-Spielfilm), einen "liebenswert-schüchternen Nachbarn".

Für die Filmhandlung war Vogts Auftritt nicht von Belang. Wohl aber für ihn selbst. Endlich durfte er sich, ohne von lästigen Journalisten angefeindet zu werden, zum Thema Fußball äußern. Da gehen manche Sätze leichter von der Zunge: "Europameister zu werden, ist schwer, die Weltmeisterschaft fast unmöglich." Oder: "Ich mußte, nachdem ich Profi war, weiter als Trainer arbeiten, und das war verdammt hart." Diente sein Kurzauftritt der Aufarbeitung eines Trauma, oder will Vogts mit Selbstironie den Vorwurf der Humorlosigkeit entkräften?

Die Berliner Zeitung vermutet noch ein anderes Motiv: "Vielleicht werden prominente Laien überhaupt nur engagiert, damit die Zuschauer intensive Phasen von Furcht und Mitleid durchmachen." Berti Vogts als personifizierte Katharsis. Und die FAZ hat beobachtet, "der hilfsbereite Nachbar, der mehr vom Fußball als vom Leben versteht", sehe schrecklich aus. Die Zeitung kommt zu dem Schluß: "Er muß Furchtbares durchgemacht haben." War Berti doch das Opfer? Erfährt die von ihm entwickelte Verschwörungstheorie im "Tatort" ihre späte Verwirklichung?